Montag, 21. April 2008

Wochenende

Ein Wurmloch direkt hinter unserem Haus knabbert an Mauerresten der alten Kompostbeggrenzung und droht mit harter Gammastrahlung. Bleiplatten schützen uns vorerst, haben aber die Baumblüte beschädigt. Meinen Teilchencrasher habe ich wieder am Dachboden verstaut, ein schwarzes Loch genügt. Die Verfallszeit beträgt etwa 2 Tage. Damit kann man leben.
Samstag brach Jutta's Theorie, durch Fleischverzicht Kopfweh zu vermeiden, für's erste ein. Dabei half ein kräftiger Südföhn, der meine Haare in Sekundenschnelle trocknete, meinen Frühlauf allerdings gewaltig behinderte. Eine Bö trieb mich weit in die Felder ab, bis zu einer meterhoch aufgeworfenen Pflugscholle, an deren Unterseite ein gewaltiger Riss in's Erdinnere führte. Nachdem ich keine Handlampe mitführte, stieg ich nur soweit hinab, bis wohin das Tageslicht reichte. Kristalle funkelten an den Wänden und in der finsteren Tiefe gurgelte Wasser. Ein Bettler lehnte an einem Stein und murmelte Unverständliches vor sich hin. Als ich vor ihm stehenblieb, verstummte er kurz und sah zu mir auf. Unter seinem linken Auge verlief eine Narbe. Er lächelte und riet mir, mich niemals auf den Aktienhandel einzulassen, sondern lieber nur soviel Geld zu erwirtschaften, wie man es braucht. Er selbst habe durch den Verlust seines Vermögens bei riskanten Geschäften seine Liebe, sein Glück und seine Familie verloren. Das Tageslicht schmerze ihn seitdem so, dass er die oberen Erdschichten zu seiner neuen Heimat gemacht habe. Ich lud den Mann zu einem Spargelessen ein, denn mich interessiert, was er zu sagen hat und möchte mehr über sein Leben erfahren. Sein Name ist Fritz, nichts weiter. Den Nachnamen hat er verpfändet. Als ich wieder auftauche, hat der Wind zwar nachgelassen, aber gleichzeitig ist die Luftfeuchtigkeit derart gestiegen, dass mir die leichte Sportkleidung am Körper klebt wie eine Tapete .
Ich bin froh. als mich die Raumkrümmung wieder nach Hause bringt, wo ein ruhiger Termin mit der Morgenzeitung auf mich wartet. Jedoch, da ich morgens noch einiges einzukaufen hatte, allein, weil ja Jutta sich hingelegt hatte, bin ich wohl eher am Abend gelaufen.
Bei Merkur hatte es mehrere Tote gegeben im Verlauf eines Streits um Parkplätze. Auch im Markt selbst hatten sich in der Reihe der Tiefkühlkost Terroristen und Kleinkriminelle verschanzt, die mit Messern und Kurzschwertern bewaffnet waren. Polizei war unterwegs, dennoch herrschten Nervosität und Anspannung. Glücklicherweise kam ich ohne Tiefkühlkost aus, musste aber lange Wege für meine exotischen Zutaten zurücklegen, aus denen ich Sonntag ein passables Menü für meine Gäste aus Wien kochen wollte. An der Kasse mischte sich das Bipp der Barcodelesung mit dem Ploppen der polizeilichen Betäubungswaffen.
Auch Klimaterroristen waren unter den Festgenommenen, unter ihnen ein KoKi (Konzernkiller), eine Eliteeinheit der Aktivisten. Die besten Anwälte würden ihn bald wieder da rausholen.
Ich war müde nach alldem und fuhr erleichtert nach Hause vom Südföhn getrieben..

Keine Kommentare: