Sonntag, 25. Mai 2008
Auf Kellertour
Frage:
Warum sind derzeit so viele Belgier in Niederösterreich unterwegs?
Antwort:
Es ist Tag der offenen Kellertür!
Solch finstere Witze fallen einem ein, wenn man in einem Caféhaus in Bad Deutsch-Altenburg sitzt und auf die Speisen wartet, während man die Leute beobachtet und der Regen draußen die Fahrräder wäscht. Eine unglaubliche Rübe von Nase mit einem hustenden Rest Mann dran (ein Kurgast?) saugt sich gegenüber in seine Zigarette. Der launige Kellner spricht Jutta mit "die Chefin" an und nennt mein Achtel Rotwein "Medizin". Das ist Keller.
Donnerstag, 22. Mai 2008
donnerskirschen
im mai, pünktlich, reifen die maikirschen. sie sind winzig, viel kern, wenig fleisch. die obstfrau, die an der strasse erdbeeren verkauft, meint, sie hat nächste woche kirschen, aber nicht die maikirschen, da spuckt man nur kerne, die lassen wir den vogerln.wir, die wir vogerl sind, eine art komische vogerln bremsen uns beim radeln ein, um die ersten kirschen des jahres vom baum zu essen. da eine von vielen fetten wolken die maisonne gerade verdeckt, leuchten die roten kirschen nicht gerade heftig um uns anzulocken. es ist eher eine pflicht, der wir vogerl gerne nachkommen. jutta beweidet den rand des baumes, ich besteige die krone, dahin wo wir einst herkamen. und dann nur noch ahhs und ohhs und spuckgeräusche im schatten der wolke. das gedämpfte licht läßt den geschmack der kleinen frucht noch mehr schillern.während wir im kirschbaum bei donnerskirschen wie die vogerl in raum und zeit schweben und die kerne in wurmlöcher spucken, treiben unter uns rudel von radlern, deren insektenäugige sonnenbrillen, das rot der winzigen maikirsche ausblenden.
Samstag, 10. Mai 2008
Donnerstag, 1. Mai 2008
Einmal gegen die Hohe Wand
Immer wieder wollte ich zur Hohen Wand, so eine Felswand, die man sieht, wenn man von Eisenstadt Richtung Westen fährt. Imposant, obwohl gar nicht so hoch, leuchtet sie wunderschön im Licht der frühen Sonne oder steht düster im Gegenlicht der untergehenden Sonne. Ein Waldarbeiter warnte uns vor magnetischen Feldern, deren Wechselwirkungen bereits Tiere und Menschen verwirrt hatten. Und schon bald erwischte es auch uns. Mit ernsthaften Symptomen cerebraler Ungereimtheiten schleppen wir uns zu einem nahe gelegenen Wirt, der selbst verwirrt wirkt. Die Stube ist dürftig befüllt mit ausschließlich alten Menschen, die mit zitternden Händen und stieren Augen die Knödel und Fleischteile in ihren Tellern attackieren. Ihre Gespräche zwischen den Schluck- und Würgevorgängen drehen sich vage um Wanderausrüstung und die gestiegene Kriminalität dank der Zugewanderten. Wir wählen aus dem reichen Angebot Bauernschmaus und KnödelmitEiundSalat. Schon bald ragt die gewaltige Portion wie eine Hohe Wand vor mir auf.
Seit ich die Wand zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich ihren Fuß besuchen und dagegenrennen. Einmal gegen die Hohe Wand. Einmal die Hohe Wand gegen mich. Und sehen, wer stärker ist.
Sie ist nicht leicht zu finden, denn sie versteckt sich hinter einer Reihe von Hügeln, die weder hoch noch Wand sind. Um zu ihrem Fuß zu gelangen, fahren wir in ein benachbartes Tal hinein und nähern uns seitlich von hinten, bis zum Beginn der Mautstraße. Für 4 Euronoachwas dürfen wir die letzten paar hundert Meter auf die Wand zufahren und dann in Serpentinen zum Hochplateau, denn !Überraschung! die Hohe Wand ist nur der Rand einer rechteckigen Torte, auf die man bei Bedarf Geburtstagskerzen stecken kann. Aber vorher halten wir unterhalb der Wand und ich renne einzweidreimal dagegen. Jutta meint, ich hätte gewonnen, weil die Wand leicht brüchig und angeknackst wirkt. Ich selber bin mir nicht so sicher, weil mein Kopf doch etwas schmerzt. Wir beschließen, die Spätfolgen entscheiden zu lassen. Einstweilen genießt die Hohe Wand meine höchste Achtung.
Noch etwas benommen lenke ich unser Auto die Serpentinen hinauf zu einem Parkplatz am Wald, von dem aus wir das Plateau seitlich angreifen wollen. Doch alles kommt anders. Ein geistig verwirrter Wegweiser schickt uns zur Abschußrampe für das geplante europäische Spaceshuttle "Goethe", einer Eisenkonstruktion, die sich in schwindelerregender Höhe über den Abgrund schiebt. Derzeit dürfen mutige Touristen die Plattform betreten und einen Blick in die Tiefe wagen.
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