Anfangs drehte es sich einsam im gerade wieder auflebenden Beet.
Der Winter hatte ganze Arbeit geleistet.
Alles war dürr und farblos.
Dann bekam es erste Gesellschaft und konnte die Schneeglöckchen
und die Kroküsse von oben bewundern, ohne dabei schwindlig zu werden.
Dann kamen ihm einmal die Narzissen etwas näher, während ihm erste
Tropfen der treibenden Weinlaube ins Geflügel fielen.
Fröhlich lachend verspritzte und zerstäubte es die Tropfen, brrr.
Das Grünzeug darunter freute sich.
Und dann kamen sie, die langen grünen Stängel der Tulpen,
schwangen sich frech hinauf, rund um es herum und zappelten
in den Aprilstürmen nervös herum.
Doch eines Morgens, schon seit Tagen wehte nur eine leichte Brise,
war es aus dem Dämmerschlaf erwacht, geweckt von einem kräftigen
Windstoß. Ha, endlich. Es streckte die Flügel und begann sich leicht zu drehen.
Doch halt, nichts ging mehr.
Es hing fest und konnte die Welt nicht mehr verstehn,
denn für ein Windrad ist das Drehen, wie für uns das Gehen, das Atmen, den
Wind das Wehen, für die Welt das Geschehen lebensnotwendig.
Und da sah es sie. Die Tulpe, die mit ihrem roten Blütenkelch unter einem Flügel
klemmte. Es versuchte sich, durch eine Rückwärtsbewegung zu befreien.
Das funktionierte zuerst, aber der drehende Wind machte ihm einen Strich durch die
Rechnung. Aus, festgefahren.
Sicher war sie schön, duftete auch recht fein, aber das war doch keine Entschuldigung
für diese Straftat. Es begann, die Tulpe erst leicht, dann heftiger anzustupsen, mit
dem gewalttätigen Ziel, ein Blatt wegzuprügeln und sich so einen Weg zu bahnen.
Was dann geschah, kam allerdings völlig unerwartet an einem sonnigen, kühlen und
recht windigen Sonntag. Die Haustür öffnete sich. Diese Menschin raste auf das
verblüffte Windrad zu und versetzte es einfach ein paar Zentimeter.
Anstatt diese blöde Tulpe wegzuschneiden und ins Fenster zu stellen.
Dann hätte es seine Feindin langsam dahinwelken gesehen und triumphiert.
Aber so war das eindeutig eine Niederlage und es beschloss aus Rache,
sich den ganzen Sommer nur noch nachts zu drehen, dann aber so heftig, dass es alles,
was in seiner Nähe hochkam, kleinhäckselte.
Der Tulpe war das egal. Sie sah das Windrad sehr gerne und es hatte ihr großes Vergnügen bereitet,
ihren wunderschönen Blütenkelch an den gelben Flügel des Windrades anzulehnen.
Und nächsten Frühling würde sie es wieder tun.
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