Dienstag, 31. Dezember 2024

Bye Bye Emanuelle

"Ein russischer Roman", gegen Ende bekomme ich beim Lesen immer mehr Aggressionen. Ich leide, wenn jemand (fiktiv oder real) Dinge tut, die zerstören, die breaking bad laufen. Warum soll ich mich damit beschäftigen, wie jemand sein Leben wegschmeißt, oder es mutwillig erschwert: Das heißt umgekehrt nicht, dass ich das Traumschiff mag oder mit Carmen Nebel Abende verbringe. Happy Schlagerwelt stürzt mich so richtig ins Elend, auch Blasmusik.

Aber so wissentlich an den Abgrund herantasten, in den dunklen Pfützen rumlatschen, die den Abgrund umgeben? No

Deshalb beende ich die Lektüre und verwende das Buch:

1. als elementares Wasserspielzeug. Wir weichen einzelne Seiten ein und kleben den Matsch auf Körper und die Duschwand. Das deklassiert alle "richtigen" Wassertools.


2. als Hauptdarsteller in einem Feuerhappening, samt Fotodoku

3. als Unterstützer des Brennholzes im Kamin, um Wärme zu spenden



Non, je ne regrette rien.

Samstag, 28. Dezember 2024

Das Wunder vom Walmart

Zu unserem Aufenthalt in New Hampshire gehört er mittlerweile dazu: Der Besuch im Walmart von West Lebanon.

Ursprünglich zur Ausrüstung fürs College, später zum Studium der Unterschicht (gar nicht woke, einfach etwas abgehoben) und für ausgefallene Geschenke und Schnäppchen.

Auch diesmal werden wir fündig, Jutta mit Schneeschuhen, Kleinkram, ich mit diesen Shirts, 8 Dollar abwärts, mit coolen Sprüchen oder aber eines mit einer Darstellung unseres Sonnensystems und "You are here"-Pfeil auf die Erde, eines mit dem alten Ford Bronco.

Wir gehen zur Kasse und müssen feststellen, dass die Mastercard auf dem Handy nicht angenommen wird.

Wir könnten die Sachen zurücklegenlassen, nochmal herkommen, um dann zu bezahlen. Na gut, das ist es uns wert, wir fahren gerne ein paar Meilen durch die verschneiten Hügel an der I89 und hören dabei Vinyl Classics, als die Walmart Angestellte meint "You're all set". Ein junges Paar hat, ohne dass wir das so richtig mitbekommen haben, diese knapp 70 Dollar einfach bezahlt. Alles klar, noch schöne Feiertage. Jutta verdrückt ein paar Tränen, auch ich bin auch irgendwie emotional am kippen, was war das denn? Das ausgerechnet im Walmart.

Wir verlieren gerade alle Abgehobenheit und grübeln, ob wir wohl von Engeln verfolgt werden, die immer mal einspringen, wenn das nötig ist. Jutta meint, wir müssten bei Gelegenheit mal Amerikanern auf Europatrip beispringen und diese gute Tat zurückgeben. Ich denke, von Engeln muss man auch mal was annehmen können und einfach dankbar sein.





Und von nun an ist Walmart nicht mehr nur ein Ort der Abgehängten, der Verzweifelten, der im Konsum die Erlösung von all ihren Leiden Suchenden, die neidisch auf die da oben blicken. Es ist ein Ort, an dem plötzlich Engel auftauchen können, ein bisschen himmlisch sozusagen,
Ob die auch mal bei Whole Foods oder Formaggio (Cambridge) auftauchen würden? Aber da würde sich möglicherweise gar keine Gelegenheit für eine gute Tat bieten. Da lässt sich keiner was spendieren. Wie sähe das denn aus, in der Neighbourhood?

Mittwoch, 25. Dezember 2024

What a Christmas!!!

Out there near Grantham, NH. a lake. Eastman

Cherry Lane, an european-american family united for some peaceful days out of civilization (i'm kidding)

close to a hannaford and a farm for christmas trees and a lot of good things,

and then it began to snow, so we have white christmas, what a christmas!!!








Donnerstag, 5. Dezember 2024

Wofür ich William Gibson liebe

 Sätze, wie:

"Mode war eine Sprache, in der Coretti stotterte"

"Auf dem Stuhl neben ihm hockten achtzig Kilo blondes kalifornisches Fleisch, von Kopf bis Fuß unsichtbar mit >Kampfsport< beschriftet."

"Es gab Kaffee. Das Leben ging weiter."

In welchem Roman nochmal? Egal, es waren viele. Und er hat soviel vorausgesehen. Die "kommende" Krise der Menschheit nannte er den "Jackpot", nicht ein einziger vernichtender Prozess, sondern eine Summe mehr oder weniger entsetzlicher Plagen.



William Gibson

Dienstag, 3. Dezember 2024

Erinnerungen, Fotos und das Schreiben

Foto und Text

"Geschichten ereignen sich ereignen sich ja nicht einfach, sondern sie werden erzählt, erst durch die Verwandlung eines Faktums etwa in einer zur Sprache gebrachten Erinnerung entsteht eine erzählerische Struktur, also eine Geschichte, die sich von der Wirklichkeit ungefähr so unterscheidet wie das bloße Wort "Meer" von der Brandung, der Dünung oder insgesamt von dem, was wir sehen, wenn wir an einer Küste stehen."

Erinnerungen durch Fotos

"Wenn ich mein Fotoarchiv betrachte, rauscht manchmal ein wahrer Tsunami von Erinnerungen heran. Dann bin ich wie ein Surfer auf den Wellen der Vergangenheit und sehe hier ein Drama und dort eine Komödie, aber im Wesentlichen geht es dabei nie um ein abenteuerliches oder langweiliges Leben, sondern um den nackten Lauf der Zeit, der sich unserem Einfluß entzieht."

Interview mit Christoph Ransmayr

von rechts: ich, vater, oma, mutter, oma