Sonntag, 28. September 2025

Radtour Villach Grado 8. bis 11. September

Teilnehmer:

Margret Neubauer, Günther Neubauer

Jutta Hertel, Werner Hertel

Reiseanbieter: Euro Bike and Hike

erste übernachtung in villach, palais 26, cooles hotel mitten in der fußgängerzone, optimiert für das durchschleusen größerer radlergruppen, allein die "fahrradgarage", ein palast mit lustern. Ich ziehe nochmal durch die Stadt bei schon früh anbrechender Dunkelheit, singe den Kriminaltango und sehe dunkle Gestalten. Nachts ist Villach schöner als tagsüber.



Wir frühstücken passabel und brechen auf zur "ciclovia alpe adria". die drau begleitet uns auf unserem weg. längere zeit führt der weg durch einen fichtenwald, der uns vor einer kräftigen frühherbstsonne schützt. 





sehr draurig


s


jutta betet nicht zu göttern sondern beschnuppert die betörenden cyclamen. hin und wieder talk, austausch mit anderen radreisenden, z.b. ein paar aus wien mit hund im hänger, die stromlos unterwegs sind.


nach anrnoldstein die erste auffällige steigung, die manche absteigen und schieben lässt. und dann sind wir in italien.
erste etappe kaum mehr als 40 kilometer bis tarvisio, hotel haberl.



die italienische küche überzeugt uns mit meeresfrüchten und frischen gemischten salaten, durchaus glücksmomente, zum anstoßen. vor dem frühstück noch ein blick hinter die fassaden.
suche nach italienischen momenten.

der beginn der bahntrasse in tarvis 





ich improvisiere ein aquarell auf die schnelle. tarvisio mit fiktiver kellergasse.






auffallend viele deutsche namen auf den grabsteinen, die irgendwann deutsch-italienisch und schließlich italienisch werden. es gibt diesen markt, den wir von früher kennen, der inzwischen modernisiert wurde, was ihn seinen ursrünglichen charme gekostet hat. es gibt überraschender weise ein ingeborg bachmann gymnasium.
kühl ist der morgen, frisch die luft und überfüllt mit radlermassen der frühstückssaal. lange schlange an der espressomaschine.
nix wie weg (so ziemlich als letzte gruppe), ab jetzt auf der bahntrasse, die nach tarvis leicht ansteigt und deren bahnhöfe z.t. verschwunden sind, verfallen oder genutzt werden. noch dick angezogen mit mütze und handschuhen genieße ich die weiten täler, grünen wiesen, die berge. ab und zu ein bisschen bremsen, rollen wir gemächlich dahin, während es wärmer wird. heutiges etappenziel: osoppo, kurz nach gemona.
diesmal mehr als 70 km. mein e-motor beschwert sich wegen mangelnder auslastung. das fehlt noch. ich schalte ihn ganz ab.


autobahnen teilen sich das tal mit uns. man kann sie hören.




Der verkehr auf der ciclovia ist mäßig, vielleicht weil wir die letzten waren, aber wir holen auf und begegnen schließlich auch gewaltigen rudeln, die wie heuschrecken in cafés und andere raststätten einfallen. in pontebba besetzen sie den zentralen platz. nix wie weg.






es wird enger, lauter, spannender, viele eisige tunnel, brücken und spektakuläre ausblicke.






das regenradar sieht ungemach gegen nachmittag. es beginnt bereits zuzuziehen, die route hat die bahntrasse verlassen und nutzt öfter straße mit teilweise schmalen seitenspuren, nicht mehr so lustig. da kommt die mittagspause sehr gelegen. eine echte entdeckung ist venzone, an dessen stadtmauer wir entlangradeln und deren öffnung wir sehnlich erwarten. es ist die erste von 3 städten, die beim erdbeben von 1976 und 2 schweren folgebeben im gleichen jahr fast vollständig zerstört wurden. aber man hat sie stein für stein wiederaufgebaut, so wie sie waren, eine beeindruckende leistung. was auffällt ist die relative frische der fassaden. es fehlt die patina, an die man aus alten italienischen orten gewöhnt ist.





ein ganz wunderbares gartenlokal direkt im zentrum, glückstreffer. fast am ende der etappe erwischt uns die front und wir legen regenklamotten an. wir müssen noch nach osoppo, das ist noch eine gute halbe stunde. ich navigiere mit google maps und wir erwischen eine längere schotterstrecke entlang eines kanals, wenigstens keine autos. aber man zweifelt an meiner navigation auf den letzten metern und, egal, wir kommen  in der albergo pittis an, die ebenfalls völlig zerstört war und wieder aufgebaut wurde.
das beben hatte nicht einmal eine minute gedauert, es gab fast 1000 tote, darunter der vater des jetzigen besitzers. es wird dunkel und regnet. ich möchte unbedingt ein wenig diese stimmung in mich aufnehmen. günther und margret sitzen vor dem hotel und trinken weißwein. fast alle häuser haben arkaden, sodass man trocken durch den ort kommt und auch bei starkregen draußen sitzen kann, genial. wir plaudern und gehen schlafen in zimmern, die zu den schönsten gehören, die wir bisher hatten, schlicht, elegant, im nachtkasten eingebaut ein radio.




dauerregen für den nächsten tag, noch dazu starkregen. 50 km durch den regen nach udine geht nicht. der nächste bahnhof ist in gemona, ungefähr eine halbe stunde mit dem rad. es ist nicht einfach, eine zugverbidung nach udine zufinden. schließlich finden wir eine so gegen halb zwei. als der regen etwas nachlässt, fahren wir los. die strecke ist okay, aber den bahnhof zu finden, ist nicht so einfach, ist er doch so gar nicht ausgeschildert.



das personal der tren italia ist ausgesprochen hilfsbereit und checkt uns die tickets am automaten. ein polizist kreuzt auf und lässt sich tickets und ausweise zeigen, seltsam. die dame von der bahn erzählt mir, dass sie zum studium nach gemona gekommen ist und sich in die stadt verliebt hat. da wir um die 2 stunden warten müssen, lasse ich mir von ihr den weg ins zentrum zeigen. der dom sei nach dem erdbeben komplett wieder hergestellt worden. man sähe noch eine linie im gemäuer, bis zu der das gebäude eingestürzt war. außerdem würden die säulen schief stehen. das will ich sehen, niemand sonst von unserer reisegruppe, und so mache ich mich allein auf den weg. das zentrum liegt auf einem hügel über dem tal mit beeindruckendem ausblick (sicher nicht heute). es geht tatsächlich ziemlich hoch hinauf. auch hier fällt auf, dass die gebäude irgendwie neu wirken, es fehlt das flair der alten mauern, die kleinen ungenauigkeiten, alles etwas zu glatt. auch nicht unbedingt ein schönes zentrum. die leute drängen sich in einem kleinen café zusammen. ich suche den dom.






Gegenüber im Caffé al duomo finde ich einen urgemütlichen ort, um noch eine stunde abzusitzen, nur einheimische, sensationelle schoko-croissants und cappuccino, einen aperol mit einem kleinen snack und das wetter ist mir sowas von egal, ein glücksmoment mehr auf unserer reise, diesmal nur für mich.




der zug nach udine ist modern, sauber und komplett überfüllt mit bikern. ein bayer erzählt mir, dass die strecke von salzburg nach udine sehr schön und einfach zu fahren ist.




das hotel suite inn in udine hat wunderschöne, praktische, hochwertige kleine zimmer und ausgesprochen freundliches personal. wir ziehen nach einer kleinen pause nochmal in die beeindruckende altstadt und finden ein fantastisches kleines restaurant.





trattoria antica maddalena


eine unserer bezaubernden "wirtinnen"

am morgen, nach kurzem spaziergang durch die autobelagerten gassen der stadt mitten durch hunderte nach allen deos duftende schülerströme genießen wir das vorbestellte, geschmackvoll präsentierte frühstück und sammeln uns zur weiterfahrt, unserer letzten etappe nach grado, angegeben mit 56 km.


ich führe uns nochmal durch die erwachende altstadt mit ihren prachtplätzen und -bauten, um dann die ciclovia aus dem auge zu verlieren. zu spät fand ich dann heraus, dass die app unseres reiseveranstalters nicht nur die route zeigte, sondern auch mich als wandernden punkt. ein brauchbares navigationstool. ich verließ mich derweil auf google maps. durch nebenstraßen wurden wir sozusagen irgendwo neben der offiziellen route nach süden geführt, durch kleine orte mit unbekannten namen. neben uns die letzten ausläufer der regenfront, die, ohne dass wir das wussten, am tag zuvor grado geflutet hatte. es wird immer wärmer und wir kommen gut voran. irgendwann suche ich dann doch unsere genaue position, vergleiche sie mit der route und sehe, dass wir uns in wenigen minuten wieder mit ihr vereinigen. wir sind wieder teil von mehr und weniger großen rudeln. einige erkennen wir wieder. man wird ein wenig zu einer großen familie. nächster spektakulärer ort ist palmanova, ende des 16. jahrhunderts als sternförmige planstadt entworfen mit gewaltigen festungsmauern. die route führt mittendurch, über den riesigen, leeren zentralen platz und wieder hinaus.









vor aquileia mittagspause in einer empfehlenswerten pizzeria, in der die einheimischen verkehren. überall sind wir begeistert über die qualität und frische der gemischten salate, über die espressi natürlich und das bei angemessenen preisen. 
nächste station aquileia mit seinen ausgrabungen. der radweg verläuft direkt daneben. wir sehen das teilweise rekonstruierte forum und radeln noch zur kirche mit ihren berühmten mosaikböden.






nur noch 10 km trennen uns von grado und das beschleunigt uns auf einer route, die neben der straße ziemlich geradlinig zur lagune führt.



und dann sind wir da, checken ein ins hotel argentina (eines von wohl hunderten). unser gepäck verspätet (vielleicht ein aperol zuviel vom transporteur?). günther checkt das, und dann interessiert uns nur noch der sonnenuntergang am fast leeren strand.


















nach dem passablen frühstück radeln wir ins zenrum und hängen am wasser ab, genießen die sonne, den espresso an der promenade und alles ist gut. was war nochmal mit der welt drum herum, dem planeten, dem universum, gott und teufel?





vor dem essen noch eine fahrradrunde um die stadt bei sommerlichem blauem himmel mit blick auf das meer und die lagune, entlang an hotels, dem friedhof, den booten, ferienanlagen und campingplätzen. ein bisschen ist der druck raus, man flaniert und genießt.





mit günther und margret speisen wir gediegen in einer gasse bei der kirche. wir sind die letzten vor dem shutdown um 14 uhr. es gibt ausschließlich fisch, der wein ist weiß, die tischdecke ebenso. gemischter salat vorweg, natürlich bestens. ebenso das dessert und der espresso. die kirche nebenan besuche ich alleine und bin beeindruckt von edlem stein, einer überirdischen kanzel, bodenmosaiken, fresken.




wir haben nicht mehr viel vor, die tour ist zu ende und wir haben noch ein gemeinsames frühstück und die rückfahrt im bus nach villach.





macht lust auf mehr und meer!




 



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