Dienstag, 16. Dezember 2008

Wahre Meister





Sie sind ein unglaubliches Team und promoten, was kommt. Ivan Proprov textet, wo es keine Strassen mehr gibt und den andern die Worte ausgehen. Sergej Marmorstein schneidet härter als alle und blendet kaum.

Gemeinsam sind sie eine ganze Anstalt.

Sonntag, 31. August 2008

Deutschlandreise-Der Südwesten

"Sie sind angekommen" meint Frau Navi verschmitzt.
Was nun zu tun ist: Zuhören und staunen, den Ort, die Menschen, wo ich geboren und aufgewachsen bin, in mich aufnehmen.

In Saarburg: Mühlen, Mauern, Mittelalter, Schiefer, Weinberge und Kartoffelklösse. Wolken weiss vor der Sonne auf blauem Himmel belichten das Kopfsteinpflaster und die Schieferdächer mit laaangsamen Blitzen, denen kein Donner folgt. Müde im Kopf vom Riesling vom Hang gegenüber, der Viezschorle (0,4 %) und ohne die Wirkung des guten Espresso zu spüren. Wenn der Schatten der Häuser die Fahrräder erreicht, sollten wir hier weg sein, sind doch die Saarburger seit Urzeiten blutsaugende Vampire, die, Sonnenlicht meidend, zurückgebliebene Touristen abpassen, in steinerne Nischen zerren und aussaugen.


Wann werden die Fördertürme wieder wach, um die allerletzten Rohstoffe aus der Erde zu kratzen? Und wer wird darum kämpfen? Die Region Saar-Mosel, landschaftlich reizvoll, doch von Tristesse durchwoben. Als hätten die vielen Kriege und die Schwerindustrie alles Lebendige ein wenig erschöpft. Die Orte im Herzen ausgestorben, geschlossene Läden und Cafés, müde Menschen aus Fenstern schauend auf die wenigen Menschen und Autos auf den blumengeschmückten Strassen. Der Regen streut noch etwas Trübseligkeit darüber.

Petite Rozelle und Gross-Rosseln waren einst eins.
Jutta meint "Geschenkeladen"
Werner schüttelt "Gelenkeschaden"
Ernsthafte Einträge sind privater Natur und finden sich in meinem Offline Tagebuch.

Sonntag, 27. Juli 2008

Selma


Ein Tag wie Ölkreide, geformt vom Sommer und seinen feucht-instabilen Auswüchsen. Selma paddelt ufernah in der Kleinen Donau bei Halaszi. Der Fluss ist fast einen halben Meter über seinem Normalstand und strömt träge dahin. Da liegt was Matschiges, und Selma packt es mit dem Schnabel, um es hineinzumümmeln. Das war mal Brot. Sie ist heute morgen unsanft von einem Motorboot geweckt worden aus dem dünnhäutigen Entenschlaf, der einem Dösen gleicht. Selma ist depressiv, für eine Ente weitaus weniger dramatisch als für einen Menschen. Der Gesichtsausdruck der Ente ist zudem nicht differenziert genug, Gefühle auszudrücken, sodass letzten Endes nur ihr Verhalten signifikante Auffälligkeiten aufwies. So mied sie generell Artgenossen, ging auch jeder Rauferei um eine bescheuerte Brotkruste aus dem Weg, was sie bisweilen an den Rand des Hungertodes brachte. Fortpflanzung, für ihre Artgenossen ein erfüllendes Hobby, kein Thema für Selma, die auch nichts für diese kleinen Scheisser übrig hatten, die oft tollpatschig um sie herum taumelten. Wozu ihr Elend genetisch überliefern? So zog sie ihre einsamen Kreise am Ufersaum und in der Aulandschaft von Halaszi. Ihre Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber liess sie auffällig oft die Fahrrinne queren, ein frequentierter Highway für die frischgebackenen Geniesser ungarischen Wohlstandes. Oft unter Alkoholeinfluss, liessen die Freizeitkapitäne keine Gelegenheit aus, ihrem Lebensstandard durch Gas geben Nachdruck zu verleihen. Selma wurde nassgespritzt, geschleudert, unter Wasser gedrückt, aber nie kam sie in den Genuss von Lebensgefahr, den sie sehnsüchtig suchte. Oft liess sie sich apathisch mit der Strömung treiben bis in den späten Abend, um dann missmutig zurückzufliegen. Nach jedem Flug empfand sie ihr Dasein als noch bedrückender. Doch permanent Fliegen hätte sie auch nicht fröhlicher gestimmt, denn so sah sie diese elende Welt in ihrer ganzen Ausdehnung. Einzig, zu beobachten, wie andere zu Schaden kamen, liess in ihr eine kleine, ärmliche Sonne der Zufriedenheit ihre spröde, öde Entenseele wärmen. Neulich war Franz im Landeanflug gegen eine Wasserrutsche geknallt. So wohl hatte sie sich lange nicht gefühlt. Heute gab es das übliche Strandleben eines Sonntags. Weniger Leute als sonst, weil das Wasser beträchtlich abgekühlt hatte und die Hitze handzahm war. Zwei Neue hatten ihre Liegen am Ufer aufgestellt, auffallend stille Menschen. Sie las, er schien sich Notizen zu machen in eine Art Tagebuch. Mässig interessiert äugte Selma mit schiefgelegtem Kopf zu den beiden hinüber. "Ob Menschen depressiv sein können?", fragte sie sich plötzlich.


Mittwoch, 23. Juli 2008

Appell an die Großen



Bitte reißt euch endlich zusammen. Es wird allerhöchste Zeit, die Yachten und SUVs stillzulegen und den Energieverbrauch einzuschränken. Der Zeitpunkt ist gekommen, einzusehen, daß Globalisierung bedeutet: Du kannst noch so viel Kohle haben und dich mit dem Erlesenen umgeben, das Elend schwappt auch in deinen Palast, wenn es denn soweit ist.
Reichtümer anhäufen, wozu?
Früher hatte das einen Sinn, als das eine Dynastie begründen konnte. Heute gibt es nur eine Zukunft, wenn sie für den ganzen Planeten gilt.
Also schön teilen und Schluß mit den fossilen Träumen von individueller Macht und persönlichem Reichtum. Die Besiedlung eines neuen Planeten irgendwo da draußen läßt sich nicht mal von der Gemeinschaft der Milliardäre leisten.




Ja, sowas denkt man an einem eisigen Julitag!

Sonntag, 25. Mai 2008

Auf Kellertour



Frage:
Warum sind derzeit so viele Belgier in Niederösterreich unterwegs?

Antwort:
Es ist Tag der offenen Kellertür!


Solch finstere Witze fallen einem ein, wenn man in einem Caféhaus in Bad Deutsch-Altenburg sitzt und auf die Speisen wartet, während man die Leute beobachtet und der Regen draußen die Fahrräder wäscht. Eine unglaubliche Rübe von Nase mit einem hustenden Rest Mann dran (ein Kurgast?) saugt sich gegenüber in seine Zigarette. Der launige Kellner spricht Jutta mit "die Chefin" an und nennt mein Achtel Rotwein "Medizin". Das ist Keller.

Donnerstag, 22. Mai 2008

donnerskirschen






im mai, pünktlich, reifen die maikirschen. sie sind winzig, viel kern, wenig fleisch. die obstfrau, die an der strasse erdbeeren verkauft, meint, sie hat nächste woche kirschen, aber nicht die maikirschen, da spuckt man nur kerne, die lassen wir den vogerln.wir, die wir vogerl sind, eine art komische vogerln bremsen uns beim radeln ein, um die ersten kirschen des jahres vom baum zu essen. da eine von vielen fetten wolken die maisonne gerade verdeckt, leuchten die roten kirschen nicht gerade heftig um uns anzulocken. es ist eher eine pflicht, der wir vogerl gerne nachkommen. jutta beweidet den rand des baumes, ich besteige die krone, dahin wo wir einst herkamen. und dann nur noch ahhs und ohhs und spuckgeräusche im schatten der wolke. das gedämpfte licht läßt den geschmack der kleinen frucht noch mehr schillern.während wir im kirschbaum bei donnerskirschen wie die vogerl in raum und zeit schweben und die kerne in wurmlöcher spucken, treiben unter uns rudel von radlern, deren insektenäugige sonnenbrillen, das rot der winzigen maikirsche ausblenden.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Einmal gegen die Hohe Wand

Immer wieder wollte ich zur Hohen Wand, so eine Felswand, die man sieht, wenn man von Eisenstadt Richtung Westen fährt. Imposant, obwohl gar nicht so hoch, leuchtet sie wunderschön im Licht der frühen Sonne oder steht düster im Gegenlicht der untergehenden Sonne.
Seit ich die Wand zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich ihren Fuß besuchen und dagegenrennen. Einmal gegen die Hohe Wand. Einmal die Hohe Wand gegen mich. Und sehen, wer stärker ist.
Sie ist nicht leicht zu finden, denn sie versteckt sich hinter einer Reihe von Hügeln, die weder hoch noch Wand sind. Um zu ihrem Fuß zu gelangen, fahren wir in ein benachbartes Tal hinein und nähern uns seitlich von hinten, bis zum Beginn der Mautstraße. Für 4 Euronoachwas dürfen wir die letzten paar hundert Meter auf die Wand zufahren und dann in Serpentinen zum Hochplateau, denn !Überraschung! die Hohe Wand ist nur der Rand einer rechteckigen Torte, auf die man bei Bedarf Geburtstagskerzen stecken kann. Aber vorher halten wir unterhalb der Wand und ich renne einzweidreimal dagegen. Jutta meint, ich hätte gewonnen, weil die Wand leicht brüchig und angeknackst wirkt. Ich selber bin mir nicht so sicher, weil mein Kopf doch etwas schmerzt. Wir beschließen, die Spätfolgen entscheiden zu lassen. Einstweilen genießt die Hohe Wand meine höchste Achtung.
Noch etwas benommen lenke ich unser Auto die Serpentinen hinauf zu einem Parkplatz am Wald, von dem aus wir das Plateau seitlich angreifen wollen. Doch alles kommt anders. Ein geistig verwirrter Wegweiser schickt uns zur Abschußrampe für das geplante europäische Spaceshuttle "Goethe", einer Eisenkonstruktion, die sich in schwindelerregender Höhe über den Abgrund schiebt. Derzeit dürfen mutige Touristen die Plattform betreten und einen Blick in die Tiefe wagen.
Ein Waldarbeiter warnte uns vor magnetischen Feldern, deren Wechselwirkungen bereits Tiere und Menschen verwirrt hatten. Und schon bald erwischte es auch uns. Mit ernsthaften Symptomen cerebraler Ungereimtheiten schleppen wir uns zu einem nahe gelegenen Wirt, der selbst verwirrt wirkt. Die Stube ist dürftig befüllt mit ausschließlich alten Menschen, die mit zitternden Händen und stieren Augen die Knödel und Fleischteile in ihren Tellern attackieren. Ihre Gespräche zwischen den Schluck- und Würgevorgängen drehen sich vage um Wanderausrüstung und die gestiegene Kriminalität dank der Zugewanderten. Wir wählen aus dem reichen Angebot Bauernschmaus und KnödelmitEiundSalat. Schon bald ragt die gewaltige Portion wie eine Hohe Wand vor mir auf.

Montag, 21. April 2008

Der Boden des Terrorismus

Bevor wir uns fragen, welche sozialen Ursachen islamistischer Terror hat, sollten wir erst einmal verstehen, wie es zu einer Kultur kommen konnte, in der Frauen derart unterdrückt, eingekerkert, zwangsverheiratet, verhüllt und verstümmelt werden, reduziert auf das Gebären und beraubt ihres großartigsten Rechts, schön zu sein.
Das ist, als würde man zur Blütezeit die Blumen mit schwarzer Folie bedecken.
Wie konnte es dazu kommen?
Antworten bitte an die offenen Ohren dieser Welt.

Wochenende

Ein Wurmloch direkt hinter unserem Haus knabbert an Mauerresten der alten Kompostbeggrenzung und droht mit harter Gammastrahlung. Bleiplatten schützen uns vorerst, haben aber die Baumblüte beschädigt. Meinen Teilchencrasher habe ich wieder am Dachboden verstaut, ein schwarzes Loch genügt. Die Verfallszeit beträgt etwa 2 Tage. Damit kann man leben.
Samstag brach Jutta's Theorie, durch Fleischverzicht Kopfweh zu vermeiden, für's erste ein. Dabei half ein kräftiger Südföhn, der meine Haare in Sekundenschnelle trocknete, meinen Frühlauf allerdings gewaltig behinderte. Eine Bö trieb mich weit in die Felder ab, bis zu einer meterhoch aufgeworfenen Pflugscholle, an deren Unterseite ein gewaltiger Riss in's Erdinnere führte. Nachdem ich keine Handlampe mitführte, stieg ich nur soweit hinab, bis wohin das Tageslicht reichte. Kristalle funkelten an den Wänden und in der finsteren Tiefe gurgelte Wasser. Ein Bettler lehnte an einem Stein und murmelte Unverständliches vor sich hin. Als ich vor ihm stehenblieb, verstummte er kurz und sah zu mir auf. Unter seinem linken Auge verlief eine Narbe. Er lächelte und riet mir, mich niemals auf den Aktienhandel einzulassen, sondern lieber nur soviel Geld zu erwirtschaften, wie man es braucht. Er selbst habe durch den Verlust seines Vermögens bei riskanten Geschäften seine Liebe, sein Glück und seine Familie verloren. Das Tageslicht schmerze ihn seitdem so, dass er die oberen Erdschichten zu seiner neuen Heimat gemacht habe. Ich lud den Mann zu einem Spargelessen ein, denn mich interessiert, was er zu sagen hat und möchte mehr über sein Leben erfahren. Sein Name ist Fritz, nichts weiter. Den Nachnamen hat er verpfändet. Als ich wieder auftauche, hat der Wind zwar nachgelassen, aber gleichzeitig ist die Luftfeuchtigkeit derart gestiegen, dass mir die leichte Sportkleidung am Körper klebt wie eine Tapete .
Ich bin froh. als mich die Raumkrümmung wieder nach Hause bringt, wo ein ruhiger Termin mit der Morgenzeitung auf mich wartet. Jedoch, da ich morgens noch einiges einzukaufen hatte, allein, weil ja Jutta sich hingelegt hatte, bin ich wohl eher am Abend gelaufen.
Bei Merkur hatte es mehrere Tote gegeben im Verlauf eines Streits um Parkplätze. Auch im Markt selbst hatten sich in der Reihe der Tiefkühlkost Terroristen und Kleinkriminelle verschanzt, die mit Messern und Kurzschwertern bewaffnet waren. Polizei war unterwegs, dennoch herrschten Nervosität und Anspannung. Glücklicherweise kam ich ohne Tiefkühlkost aus, musste aber lange Wege für meine exotischen Zutaten zurücklegen, aus denen ich Sonntag ein passables Menü für meine Gäste aus Wien kochen wollte. An der Kasse mischte sich das Bipp der Barcodelesung mit dem Ploppen der polizeilichen Betäubungswaffen.
Auch Klimaterroristen waren unter den Festgenommenen, unter ihnen ein KoKi (Konzernkiller), eine Eliteeinheit der Aktivisten. Die besten Anwälte würden ihn bald wieder da rausholen.
Ich war müde nach alldem und fuhr erleichtert nach Hause vom Südföhn getrieben..

Samstag, 5. April 2008

Eisiger Geburtstag

Meine Geburt wurde an einem 5.April veranstaltet. Ich soll dabei durch meine unglaubliche Länge von 63 cm unangenehm aufgefallen sein und dies nicht nur meiner Mutter. Mein Vater war weder von meiner Größe noch von meinen Folgen für die Famile begeistert. Ich selbst war auch nicht begeistert von den ersten Körperkontakten mit den robusten Krankenschwestern des evangelischen Krankenhauses. Erleichterung empfand ich allerdings angesichts des Kriegsendes und des beginnenden Wirtschaftswunders.
Heute, nachdem ich großen Abstand sowohl zeitlich als auch räumlich zu meiner Geburt erwirtschaftet habe, kann ich dem Leben an sich einiges abgewinnen umgeben von meiner frohen Frau und meiner tollen Tochter.
Um nicht nur zuzunehmen, unternahmen wir eine Querung der Stadt Wien längs der Schnittebene Handelskai. Das sind so an die 12 km an der Waterfront gegen den Wind. Der Kahlenberg kommt einem so langsam entgegen, ebenso die Donau und zahlreiche funktionsgekleidete Freizeitsportler. Eine Gruppe von Nordic-Walking-Neulingen sticht mit den Stockspitzen nach uns, 2 Kampfradler mit Böser-Blick-Sonnenbrillen wollen uns rammen, aufgeschreckte Schwäne uns zu Tode schrecken. Wir wollen nur überleben und tun dies mit Erfolg.
Um wieder zuzunehmen, füllen wir uns mit Zwiebelrostbraten, italienischem Eis und Panna Cotta.

Montag, 17. März 2008

Das Wichtigste in Kürze



Sie ist wieder da, für ganze 10 Tage. Hat sich da nicht ein wenig Hollywood in's Posieren geschlichen?

Sonntag, 16. März 2008

besuch





georg hat ne riesenklappe und viele fragen. scheint von seiner mutter nicht viele antworten bekommen zu haben. geht mich eigentlich nichts an. ist aber auch nicht die frage. denn dadurch, dass er viele fragen stellt, stellt sich für mich auch die frage, mich mit seinen fragen auseinanderzusetzen.
mütter sollen gefälligst fragen beantworten, auch wenn sie mal schwierig sind. aber zurück zu georg. die frage ist eine gewaltige, nämlich ob ich meine erlebnisse nur habe, weil ich blogge. das ist wieder mal so was superschlaues wie die huhn-oder-ei-frage.
also sag ich mal: ei zuerst, denn von meiner persönlichkeit her bin ich rein vegetativ, jahrelang nicht viel mehr als eine koralle, die nur auf licht und strömungen reagiert und ein bisschen stoff wechselt. und sonst krallen sich die korallen die quallen, die in fallen fallen oder eben schweben, nicht um zu gefallen, sondern um allen eine zu knallen. ob die das schnallen?
und dann weckt mich der blog und zwingt mich, das vegetative zu verlassen. steh auf koralle und erlebe etwas, und dann POST!
dies ist eine automatische schrift. hat sich geschrieben, während die von "schöner leben" die kamera drauf halten, solange bis was zum thema "bloggen" rausgequetscht ist. übrigens: der tonmann braucht sich nicht verstecken, es sei denn der film ist stumm.
Beim Interview machte ich die schmerzliche Erfahrung, dass es mich überfordert, gleichzeitig sprachlich den Punkt zu treffen und für eine Kamera zu performen und das bei moderater unaufgeregter Herztätigkeit.
So bleibt ein gewisses Bedauern, nicht alles über mein Liebkind "Bloggi" gesagt zu haben, was mir am Herzen liegt, etwa die Lust an der Literatur, an den vielen Formen sprachlichen Ausdrucks, sei es Dokumentieren, Fabulieren, Dichten, Diskutieren oder alles zusammen.
Das Nachbearbeiten von Erlebtem. Ich setze dem etwas hinzu, erfinde Figuren dazu, lasse sie Dinge sagen, oder versuche exakt wiederzugeben aber mit selbstauferlegten Sprachregeln. Ich dichte darüber oder lasse alle Wörter mit dem gleichen Buchstaben anfangen. Oder lasse ein tollwütiges Schwein berichten. Oder nutze verschiedene Genres wie Thriller, Science Fiction, Horror.
Interessant ist es auch sich selbst zu begegnen: Was ich vor einem Jahr geschrieben habe, zeigt eine andere Person.
Eine aufregende Perspektive wäre, ein bißchen aufzuhetzen. Ein bißchen den Nerv zu treffen. Steinchen ins Rollen zu bringen, Politik zu unterwandern. Eine Konsumkrise auszulösen, die Leute zum Nichttanken anzuregen oder zum 3 wöchigen Medienboykott. Einen nationalen Ich-geh-heut-zu-Fuß-Tag bewirken.

Mittwoch, 12. März 2008

Naturgesetzliche Aspekte im öffentlichen Verkehr

Wie das geht? Als beinahe täglich Pendelnder habe ich eine Menge selbst gelernt und an Anderen beobachtet. Einige Aspekte:

Trägheit

Warum setzen sich viele alte Menschen genau in dem Moment, wenn die Bahn anfährt? Durch den zusätzlichen Schub knallen sie recht hart gegen die Bande und verlieren dabei manchmal Seh-, Gehhilfe oder die 3.Zähne.
Das gleiche gilt natürlich für das Aufstehen und das Gehen während der Fahrt. Während der Bremsung vor der Haltestelle gegen die Fahrtrichtung aufzustehen, verlangt unglaubliche Kräfte und lässt die Passagiere, die es dennoch versuchen, wie Käfer wirken, die auf den Rücken gefallen sind und mit ihren Gliedern in der Luft herumstochern. In Fahrtrichtung dagegen wird man von der Trägheit aufgestanden ohne dabei denFinger krumm zu machen.
Oft wird auch die Haltestange genau dann losgelassen, wenn der Wagen beschleunigt. Dann will der Körper eigentlich bleiben, wo er ist, doch die Bahn ist da anderer Meinung. Das führt dazu, daß die Leute oft durch den ganzen Wagen laufen, bis sie von der letzten Bank unsanft auf die Geschwindigkeit der Bahn beschleunigt werden. Also unbedingt Stange halten, bis der erste Schub zu Ende ist.
Durch die Gänge zu gehen, während der Wagen gerade in eine Kurve eiert, kann einen in Sekundenschnelle auf den Schoß eines Menschen befördern, mit dem man normalerweise keinen Körperkontakt anstreben würde. Durch das Vorausschauen läßt sich vorhersagen, in welche Richtung es einen treiben wird, sodaß man sich wie ein Seemann dagegen stemmen kann. Besser noch ist es, das Gehen vor allem in der Wiener Straßenbahn generell zu vermeiden, da die Fahrer einen inoffiziellen Contest fahren, wer seine Gäste am weitesten herumkegelt und wem es gelingt, 9 auf einmal umzuwerfen.

Schwarmverhalten

Wenn an einer Haltestelle, die Türen der eingefahrenen Bahn öffnen, stehn sich 2 Schwärme gegenüber: Die drinnen wollen raus, die draußen wollen rein. Eigentlich kein Problem, zumindest für die primitivsten Fische oder blöden Vögel.
Nicht für den menschlichen Schwarm im öffentlichen Verkehrswesen. Die Tür öffnet sich und die Draußen und die Drinnen stehn sich wie die Fronten verfeindeter Armeen gegenüber und ohne Zeichen eines Feldherren setzen sich die Armeen in Marsch. Da tasten Altarme hinein nach Griffen, da treten energiegeladene Füße nach draußen, schieben sich Schultern vor oder werden Taschen wie Schilde dem Feind entgegengeworfen. Rempelnd und scheppernd tauschen Drinnen und Draußen die Plätze und sind am Ende bitterböse über den Widerstand, der sich ihnen entgegengestellt hat. Fluchend versorgen sie ihre Wunden, richten ihre zerfetzten Klamotten und bereiten sich innerlich auf den nächsten Kampf vor.
Oder bei Ankunft am Südbahnhof, jeden Tag das Gleiche. Recht früh setzt die Wanderung der Lachse zum Ausgang ein und weil es gegen den Strom geht, zahlen sie dabei drauf. Die ersten erwischt es im Weichenbereich, wo der Zug über einige kurze heftige Richtungswechesel zum richtigen Bahnsteig bugsiert wird. Mit ihren Taschen beladen, oft ohne Haltegriff in der Nähe fliegen sie von einer Wagenseite auf die andere, prellen sich die Hüften, stolpern in andere hinein oder machen wieder mal Schoßbekanntschaften. Die es überleben blockieren nun den Ausgang für diejenigen, die vorne sitzen. Denen bleibt nichts anderes übrig als, gleich einem Auto, das auf eine dichtest befahrene Autobahn auffährt, sich schwupp mit Gewalt in winzige Lücken hineinzuwerfen und böse Gesichter und Wörter einzufangen.
Wie einfach wäre das Ganze, wenn alle gleichzeitig dann aufstehen, wenn der Zug steht. Wenn Alle gleichzeitig von ihrem Platz losgehen würden, würde der Zug sich von vorne nach hinten wie ein Stundenglas leeren ohne Feindberührung und ohne Reibung. Probieren Sie es mal aus!
Aber da scheint an irgendeinem Punkt eine Panik sich wellenartig auszubreiten, daß nur die Ersten den Wagen lebend verlassen können, oder geht die Kiste gerade unter, oder werden draußen gratis Wurstsemmeln an die ersten 10 verteilt? Keine Ahnung. Vielleicht ein zutiefst verschüttetes Trauma einer ganzen Kultur: He Leute, auf der Arche gibt es nur noch 3 Plätze, und das Wasser steigt. Die Titanic hat ein paar Rettungsboote zu wenig, beeilt euch.

Energie

So einfach ließe sich Energie sparen, wenn man das Ganze ein wenig im Auge behält und seinen Weg mit den Naturgesetzen abstimmt.
So viel Energie geht bei Reibung verloren mit Entgegenkommenden oder Kreuzenden, beim Vordrängen und beim Sich Ärgern.
Beobachte die Ströme und lass dich mit ihnen treiben, anstatt sich ihnen entgegenzustemmen. Nutze die Energie des Schwarms und lass dich vorwärts stoßen, (nicht gleich auf die Gleise), lass andere vor, damit sie dir eine Schneise schlagen. Geh aus dem Weg, wenn einer bei der Bremsung auf dich zugeflogen kommt aber sei nicht schadenfroh.


Diese Regeln haben eine gewisse Allgemeingültigkeit und ihre Beachtung im Alltag verlängert durchaus das eigene Leben, wenn auch nicht das des Planeten.

Sonntag, 9. März 2008

Wieder in Sopron

Leider fällt das Basketball-Match wegen der vielen verletzten Spieler aus. Wir treffen uns im Haus von P. am Rande von Sopron. Attila ist aus Budapest angereist und so sitzen wir zumindest mit 2 ehemals aktiven Spielern und Gästen zusammen und, das geht nicht anders, saufen ein wenig. Beliebt ist die Kombination Sör Unikum Sör Unikum ...
Ich variiere und nehme Jägermeister anstatt Unikum, denn Unikum ist nicht nur ein totsicherer Killer der Geschmacksnerven durch einen Grad der Verbitterung, wie ihn sonst nur vom Erbe ausgeschlossene Familienmitglieder erreichen, sondern gar kein Getränk im eigentlichen Sinn.
Erfunden wurde er, um die bitteren Begleiterscheinungen der ehemals kommunistischen Mangelgesellschaft zu überbittern. Die Rezeptur kam aus den Kellern der Geheimdienste. Danach konnte das Leben nur noch süßer sein. Attila gelingt ein gr0ßartiger Schnapps-Schuss vor dem Haus.





Nach dem Warm-Up fahren wir in die schöne, aber relativ menschenleere Altstadt. In einer Pizzeria wollen wir eine Schuld abarbeiten, die von unserem letzten Besuch zurückgeblieben war. Wir waren gegen elf einfach aufgestanden und gegangen, müde und einfach betthungrig.





Die lustige Gesellschaft ist verblüfft über so wenig Trink- und Sitzfestigkeit und bleibt ohne unsere Absicht auch auf der Rechnung sitzen. Das überleben Deutsche normalerweise nicht und so ist der Plan, heute zurückzuschlagen und die Schuld zu begleichen. 2 sprachig versuchen wir den Konsum entsprechend anzuheizen und unterhalten uns gut. Auch die anfängliche Kühle des Gastraumes weicht langsam einer behaglichen Wärme. P. plant, ein weiteres Haus (sein drittes) zu bauen. Dahinter steckt ein Konzept, jedem Lebensabschnitt, ein solches Gebäude zu widmen. Da wäre ich auch etwa beim dritten. Ich bezweifle die Durchführbarkeit aus verschiedenen Gründen, die alle etwas mit Resourcen zu tun haben. Doch nach einem Blick in P's entschlossene Augen bin ich überzeugt, daß er es schafft. Attila hat andere Interessen. Er war in Nepal und ist ebenfalls trinkfest. Sein Name bringt uns zur Nibelungensage und den Unterschieden zwischen der deutschen und der ungarischen Version. Kriemhild heißt im ungarischen sowas wie Grünhild und ich bin verblüfft, wie wenig von der Geschichte überhaupt bekannt ist. Mit Händen und Füßen entwickle ich eine comic-haft verkürzte deftige Version des Blutbades um den gemeuchelten Siegfried und den Schatz. Attila, der Hunnenkönig tat es wohl aus Liebe oder weil man einfach tut, was einem seine Frau anschafft. Unser Attila am Tisch zeigt mir daraufhin, um wieviel er größer ist als ich.


Die Pizza ist auch gut, aber als es ans Bezahlen geht, geht das wieder los. P. verfolgt Peter bis aufs Klo, um ihm klarzumachen, daß wir beim Bezahlen einfach nix zu sagen haben und so müssen wir mit einem faulen Kompromiss und einer nur teilweise eingelösten Schuld weiterleben. So ist das hier in Ungarn. Da sind sie hart.


Montag, 3. März 2008

die wilden 70er









in der einfahrt nahe karmeliterplatz in wiens 2.bezirk sehen geladene gäste, wie "die wilden 70er", ein bergsteigerdokument von harald khek gestaltet, von 3sat gesendet und auf die wand des einfahrt projiziert wird. wir sind aus dem burgenland angereist, weil wir uns das nicht entgehenlassen konnten und weil wir die gesellschaft brauchen. am ende wären wir sonst landeier.