Vermutlich wurde im gesamten Stadtgebiet versehentlich Brüllasphalt verlegt.
In diesen Sound mischen sich überraschenderweise ein paar Singvögel, deren Existenz ich bisher angezweifelt hatte.
Verlässt man die Straßenebene nach unten, verstummt das Automobile und macht dem eisernen Geschrei der Subway Platz. Das rattert, rumpelt, quietscht dicht an der Schmerzgrenze. Wenn der Zug steht, ächzt er noch ein wenig nach und öffnet dann zischend seine Pforten. Es gibt 2 Arten von Zügen, den Express und den Lokalen. An vielen Stationen halten nur die locals. Da gibt es Mittelspuren für die express trains, durch Säulen abgetrennt. Wenn ein express train durch die Station donnert, beginnt dies im unhörbaren Rumpelbereich, d.h. der Magen ist das Ohr. Das steigert sich recht schnell zu einem orgiastischen Höhepunkt, wenn das eiserne Geschrei, von den Säulen zerhackt, die ganze Station zum Erbeben bringt, und dann wird es wieder ruhig, so ruhig, dass man miteinander sprechen könnte, wäre man nicht mit Lesen, iphone-Gefummel oder Kaffeetrinken beschäftigt.
Wir erhöhen die Anzahl der täglich Transportierten auf 4,5 Millionen+2.
Das Subwaybrüllen dringt übrigens durch die Luftschächte nach draußen, vermählt sich mit dem Autogebrüll und erreicht unsere Fenster im 15. Stockwerk. Einmal dringen auch deutlich die Bässe eines nächtlich cruisenden Hiphop-Fans überlaut in diese Höhen. Entweder wurde er dabei für den Rest seines Lebens taub oder er war es schon.
Ein weiteres Hörerlebnis sind Brücken. Wir genießen den brutalen Heavymetalsound der Williamsburg Bridge direkt unterhalb am Ufer des East River. Auch da ein Mix zwischen Subway und Autos. Das Besondere am Brückensound sind die Fugen. Wer lange übt, könnte am Geräusch erkennen, welcher Reifen da gerade von der Fuge seinen Schlag erhält und antwortet.
Die Spitzen dieser Kakophonie werden zuverlässig behauptet von den nervigsten Sirenen weltweit von Ambulance, Police oder Firefighters, die gerade eine Katze von der Fensterbank im 18. Stockwerk retten.
Die Parks werden wiederum belagert von den Straßen und es ist ein Hochgenuss, zu erleben, wie deren Lärmpegel bei jedem Meter schwindet bis zu einem entfernten Rauschen. Und dann erst hört man wieder die Lebewesen der Stadt, erst die Kinder, dann die Vögel und dann das sanfte Geplätscher plaudernder Flaneure. Hin und wieder sind die Kopfhörer eines Joggers so laut eingestellt, dass man ein wenig mithören kann.
Und da ist er endlich, der Sound of Silence:
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