Freitag, 24. Juni 2011

Back to Europe

Wir sind zuhause angekommen nach dem Direktflug New York, JFK Wien.
Gestern hatte es einen Zwischenfall am JFK gegeben, dicht an einer Kollision mit einer startenden Maschine. Das erklärt möglicherweise unsere Verspätung beim Start um fast 2 Stunden.
Unser Frühstück hatten wir bei Starbucks auf der Jericho Turnpike gegenüber von unserer Motorlodge, deren Frühstück bereits zu mehreren Todesfällen geführt hat.
Um die Jericho Turnpike zu überqueren, empfiehlt sich, diesen Knopf zu drücken

Ich bin Fan von Coffee Mocca small

Jutta mag lieber Espresso doppio con panna
Gerade hatte es einen 4-fachen Mord gegeben. Ein Drogenabhängiger hat in einer Apotheke den Inhaber, einen Angestellten und 2 Kunden aus nächster Nähe abgeknallt.
http://news.yahoo.com/s/ac/20110621/us_ac/8677957_long_island__pharmacy_killer_expected_victims_would_be_unarmed_1
Es ist ein seltsam unnötiges Verbrechen, weil der Junkie auch so an seine Schmerzmittel herangekommen wäre. In dem Artikel wird angemerkt, dass keines der Opfer die Chance hatte, sich zu verteidigen, weil New York die strengsten Waffengesetze hat.
Jedenfalls wurde der Killer soeben geschnappt und da stehen wir nach dem Checkout aus der Motor Lodge mit der Schlagzeile, froh, keine Apotheke gebraucht zu haben. Der Himmel ist völlig verhangen und es beginnt zu regnen. Queens möchte uns zeigen, wie traurig es sein kann, oder wie es darunter leidet, dass wir gehen. Ich möchte wenigstens einen Blick auf den Ozean werfen und dazu muss man Long Island nach Süden durchfahren, bis das Land endet. Das dauert überraschend lang und zeigt uns wieder einmal den Charakter einer Suburb. Millionen Straßenrechtecke mit teilweise adretten Häuschen und immer wieder grosse Malls mit allen Arten Supermärkte. Wir erreichen endlich den Atlantic Beach bei strömendem Regen und heftigen Winden. Hässliche Wohnblocks säumen diesen Beach der Gefangenen der Stadt. Graugefleckte Möwen lachen uns aus, als der Wind uns den Schirm zerfetzt .





Bevor sich der Nebel endgültig auf diesen Strand der Traurigkeit legt, an dem die Möwen für das menschliche Getue nur verächtliches grausiges Gelächter übrig haben, sagen wir:
"It's all set" Wir sind fertig für diesmal und fahren zur Leihauto-Rückgabe am JFK Airport.
Zuhause werde ich sicher erstmal starten ohne die Kupplung getreten zu haben.
Ich werde wieder spüren, wie ich Geld ausgebe, weil ich es physisch in die Hand nehme und jemandem überreiche. Das Leben mit der Kreditkarte ist flott und man gewöhnt sich daran, aber in Wahrheit ist die Kreditkarte wie ein Schlitz im Geldbeutel, aus dem es unentwegt hinausrinnt, ohne dass man es spürt.

Die Reiseliteratur war keine zufällige, sondern gewählt, die eigenen Eindrücke mit anderen zu vergleichen, auch Kontrapunkte zu setzen.

Die Bücherliste:


Jared Diamond: Der Dritte Schimpanse
http://www.amazon.de/dritte-Schimpanse-Evolution-Zukunft-Menschen/dp/3596172152
Der Autor ist in Boston aufgewachsen und sein Werk verschafft mir Rüstzeug, die menschlichen Wesen des Landes vor einem umfassenden evolutionsbiologischen Hintergrund zu sehen.
Hochinteressant, brisant, Antibiotikum gegen Mystik und Religiosität und weil Diamond auch witzig sein kann, ausgezeichnete Vorleseliteratur für den Strand.

William Gay: Nächtliche Vorkommnisse
http://www.krimi-couch.de/krimis/william-gay-naechtliche-vorkommnisse.html
Spielt in Tennessee, ist zutiefst amerikanisch und hilft mir, in den Nächten im Haus am Eastman Lake ordentlichen Grusel zu empfinden.

Wolfgang Büscher: Hartland
http://www.amazon.de/Hartland-Zu-Fuß-durch-Amerika/dp/3871346853
Ein klassischer Reisebericht eines Wanderers durch die Staaten von Nord nach Süden.
Ich finde sovieles wieder in meinen eigenen Erlebnissen. Nicht spektakulär, nicht schnell, aber authentisch und unterhaltsam.

Das Letzte: Chicken Fried (Final Version)
http://www.youtube.com/watch?v=yLcCVTAAjZ8

Donnerstag, 23. Juni 2011

Williamsburg, Manhattan

Mittwoch, 22. Juni

Die Stadt strengt an. Exhausting.
Es ist nicht ganz klar, ob sie den Menschen gehört, oder den Autos. Auffälliger und dominanter sind die Autos. Wird Zeit, dass sie das Schicksal der Dinosaurier ereilt und sie einfach aussterben. Es sind die lautesten LKW Motoren, die ich jemals gehört habe. Wir jedenfalls lassen unseren Mietchevy im Hotel und nehmen die Long Island Rail Road nach Brooklyn. Die ist kalt wie ein Eisschrank und wackelt über den Straßen ihre Strecke entlang. Kleine Häuschen augefädelt in ihren Starßenrechtecken ohne Ende, Höfe voller Schrott. Wir steigen aus: Marcy Avenue



Marcy Ave. Williamsburg
Jewish Community in Williamsburg (Brooklyn)
Matt sagt, es sei die am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde in den Staaten.
Und das sieht man auf unheimliche Weise: Eine ganze Armada, verschlossen blickender Frauen, schieben Kinderwagen über Gehwege und Straßen. Manche telefonieren. Oft sind die Wägen doppelt besetzt. Ich höre die Gemeinde förmlich wachsen. Es ist das Geräusch der Rollen der Kinderwagen der Frauen, die alle Perücken tragen, Rosemary's Baby. Männer sind vereinzelt zu sehen, ebenso telefonierend oder mit anderen Männern redend, alle in der orthodoxen Tracht.
Zum Thema Perücken recherchiere ich später:
http://www.wer-weiss-was.de/theme77/article1638638.html
Jutta findet in einer Bezirkszeitung, ausschließlich mit Werbung gefüllt, eine Annonce, die für Perücken wirbt. Wigs sind Perücken.
Die Schulmädchen tragen erkennbar ihr echtes Haar.
Es gibt keine Cafés, Restaurants, angespannte bleiche Gesichter. Religion macht krank. Das ist keine offene Stadt.
Eigentlich sind wir in Williamsburg aufgrund eines TV-Berichts, der das Viertel vorstellte als derzeit angesagter Ort mit einem Mix verschiedener Kulturen und einem künstlerischen Potential. Es gibt viele kleine Läden, man kocht hier selbst und kann gute Lebensmittel einkaufen. Ein Mädel im Film hatte studiert, stieg aber um auf Metzgerei, eigentlich ein Männerhandwerk. Sie setzte sich durch. Imposant.
Leider ist sie nicht auffindbar.
Eine andere Storyline handelte von einem Mädel, das aus der jüdischen Gemeinde ausgestiegen ist. Sie war so erleichtert und hat mittlerweile einen Collegeabschluss. Sie spricht ohne Hass aber eindeutig über ein  System der Zwänge und Unterdrückung. Sie ist eine Ausgestoßene. Von den Gemeindemitgliedern spricht niemand vor der Kamera. Gruselig.





Froh, aus Kinderwagenland raus zu sein, essen wir mexikanisch. Im hinteren Teil des freundlichen Restaurants sitzt eine schwarze Gang. Wer zum Klo will, muss an ihnen vorbei. Sie kassieren von jedem, der passiert, ein paar Dollar um das Geld für ihr eigenes Essen zusammenzukriegen.
Das ist natürlich Teil unserer launigen, fiktiven Tischunterhaltung.

Zurück in den Sündenpfuhl Manhattan.
Jutta kauft Andenken, während ich die Zeit für ein kleines Video nutze. Es ist die Ecke 7 th. Ave, 43 th. Street. Ein Hotel mit ein paar Basketballfans davor. Sie warten auf gedraftete Spieler, die nach ihrer Wahl zur NBA hier einchecken. Da könnte immer ein zukünftiger Superstar dabeisein.
The Video:
www.youtube.com/watch?v=pmTcFgG-47I
Danach Kino: Hangover, Teil 2
Nach dem Film endlädt sich mal wieder ein Unwetter und es schüttet in die Straßenschluchten.
50 Meter bis zu den "5 Guys" und einem Dinner durch den Regen.
Die Fast Food Kette ist streng gekachelt in Rot und Weiss, leicht zu reinigen, ohne jedes kuschelige Ambiente. Das hat den Charme von Aldi vulgo Hofer, ist aber kult wegen seiner Burger. Und die sind wirklich mit einem Mäccie nicht zu vergleichen. Nur die Brötchen sind auch von Pappe. Wir sind alle klatschnass und tropfen auf den Kachelboden.
Das war also New York für diesmal, we survived, wenn auch knapp. Kurz und schmerzlos nehmen wir Abschied von Franzi und Matt. Franzi kommt schon nächste Woche für einen Monat nachhause (also schmerzfrei).
Mit dem Pendlerzug fahren wir zum Hotel nach Bellerose und checken den morgigen Rückflug ein. Wir sind fix und fertig.
Die Hoffnung

Die Post
Der Charme

Der Regen
 "5 Guys" 
Ein Sack voll French Fries regular, schmeckt besser als es aussieht,


Sin City, Columbia University

Dienstag, 21. Juni

Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Feigheit sind die 7 Todsünden der Katholiken.
Habe ich etwas davon in dieser komplett abgedrehten Stadt bemerkt?
Die Frage ist belanglos, wenn man sich nicht zum Christentum bekennt. Ich halte es da lieber mit der Evolutionsbiologie und auf diesem Hintergrund erlebe ich New York vielleicht als einen Hotspot der Entwicklung des dritten Schimpansen, vulgo Herrn Homo Sapiens.
Da zeigen zumindest einmal ausser Hunden und Vögeln, vielleicht auch Ratten, Squirrels und Bettwanzen nicht viele andere Lebewesen Präsenz. Da hat die Zivilisation eine enorme Geschwindigkeit vorgelegt und einen Lebensraum geschaffen, der im Grunde genommen nicht mehr bekömmlich ist.
Am schlimmsten ist die erste Stunde nach dem Auftauchen aus dem Untergrund. Da wird man bestürmt von Informationen, Fragen, Werbung, Lärm, Bewegung, Stress pur. Es wäre sicher erträglicher, wenn amn von der Peripherie in die Stadt einwandert .
Man hätte mehr Zeit sich anzupassen.
Nun stehen wir aber an der 5th. Avenue und begehen sie schlicht nach Süden, wechseln auch mal auf den Broadway und ich habe das Ziel, die Brooklyn Bridge bis zur Mitte zu begehen.
Wir hatten heute morgen wieder einmal Hilfe. Ein Mädchen aus der Schweiz ist 3 Monate auf Sprachurlaub und ausgerechnet sie frage ich nach dem Weg. Sie hilft uns bis zur Penn Station und wir schießen ein verbotenes Foto in der Subwaystation.

Im Madison Park haben sich gerade Tausende Kinderwagen zu einer spontanen Demo versammelt. Sie fordern eigene Fahrstreifen auf den Straßen Manhattans. Wir unterschreiben eine Petition. Ein Mangel macht sich bemerkbar: Es gibt zuwenig öffentliche Klos und so laufen wir angespannt auf die Brooklyn Bridge mit bereits angespannten Blasen, werfen einen Blick auf die andere Seite und verharren kurz und andächtig beim ersten Bogen. Unter uns tobt der Straßenverkehr und bringt die gesamte Brückenkonstruktion zum Summen und vibrieren. 


Im nächsten Starbucks reihen wir uns ein in die WC-Schlange, um dann zum verabredeten Treffpunkt mit Franzi und Matt zu fahren. In der Metrostation frage ich einen älteren Bediensteten, ob ich die Metrokarte für uns beide verwenden kann, worauf er antwortet, nur wenn wir verheiratet sind und uns wirklich lieben. Er fragt, where are you guys from und erzählt von seinen Reiseplänen, demnächst: Budapest, Prag und Wien. Er will was vom Leben haben und den Kindern nicht das gesamte Erbe überlassen.
Andächtig erleben wir dann endlich nach einem Lunch die Führung über den Campus der ehrenwerten Columbia University. An die 30.000 Studenten verschwinden hier in einem überschaubaren Viertel in Manhattan, unglaublich.
http://www.columbia.edu/


Montag, 20. Juni 2011

Heading: New York

Jetzt zum Strand.
Raus aus dem Motel um elf denn Strandurlaub verringert die aktive Hirnmasse täglich um einige Prozent. Da baumelt wirklich alles, Seele, Kopf, Arme, Beine und Hirn.

Ab nach Long Island, ca. 5 Stunden Fahrt von Hyannis durch endlose Wälder mit ein paar spektakulären Ausblicken auf den Long Island Sound. Die Einfahrt nach New York ist zäh. Jedoch erreichen wir unser Ziel, ohne uns zu verfahren, lediglich mit einem Schmierzettel mit den wichtigsten Knotenpunkten und Straßennamen.

Wir haben 3 Nächte gebucht im:
Floral Park Motor Lodge 
30 Jericho Turnpike
Floral Park, NY 11001

Das liegt in Queens oder Nassau in der Nähe des Flughafens. Nach der entspannten Strandstimmung von Cape Cod fühlen wir uns im Hotel wie in einem Hochsicherheitstrakt, der uns gegen eine durchaus böse Umwelt abschirmt. Wie böse, erfahren wir, als wir vom pharmacie killer lesen.
Auf der Suche nach einem Restaurant wagen wir uns auf die Hauptstrasse, die Jericho Turnpike und trauen uns, nachdem wir die ersten Minuten überlebt haben, in die Seitenstraßen. Nette kleine Häuschen, eine Joggerin, saubere Straßen und schließlich die Bahnstation Bellerose. Pendler strömen aus dem Bahnhof.
Einen seriösen Typen im Anzug mit Aktentasche spreche ich an und frage ihn nach einem Restaurant. Er gibt uns bereitwillig Auskunft, empfiehlt uns eine Trattoria an der Turnpike und erklärt uns ausführlich, wie wir morgen nach Manhattan kommen und wie der Fahrkartenautomat funktioniert. Seine Firma hat eine Filiale in Wien.
Jericho Turnpike
In der Trattoria holt uns die Paranoia noch mal ein, als die Besitzerin und ein Kellner uns fragen, woher wir kommen, wielange wir bleiben und in welchem Hotel wir wohnen.  Die melden das sicher ihrer Bande und werden uns auf dem Rückweg überfallen. Während wir essen, tobt der Verkehr an uns vorbei und ein repräsentativer Querschnitt der globalen Community spaziert an uns vorbei. Über uns brausen Jets im Anflug auf den nahen Flughafen und die Dämmerung setzt ein. Den Rückweg überleben wir nur, weil sich die Bande verspätet hat und ein Bullenauto auf der anderen Straßenseite gehalten hat, um sich eine Pizza abzuholen. Wir freuen uns auf den erholsamen Schlaf in unseren Hochsicherheits-Queensize Betten in Queens.
Morgen werden wir Franzi und Matt in Manhattan treffen.

Samstag, 18. Juni 2011

Oh Gott - Cape Cod

Samstag, 18. Juni

Auch wieder etwa 3 Stunden geht es nach Süden über Boston nach Cape Cod. Breitengradmäßig entspricht unser Trip von Hanover nach New York etwa von München bis nach Rom.
Es wird zunehmend sonnig, die Wolken leichter, zarter und die Klimaanlage willkommener.
Die Skyline von Boston taucht plötzlich auf, wird so richtig imposant, als es über den Charles River geht und verschwindet mit uns im Strassentunnel. Danach begleiten uns wieder einmal diese unendlichen Mischwälder, keine Palmen. Das ist doch kein echter Süden. Man sieht auch nie aufs Meer und so sind wir auf Karten angewiesen. Am als ruhig und schön gepriesenen Sandwich vorbei, landen wir plötzlich am wunderschönen Sandstrand von Craigville Beach im Süden der Halbinsel, die auf deutsch Kap Kabeljau heisst und da im Centerville Corners.















Das Motel liegt an einer Strassenkreuzung und ist etwa 15 min. zu Fuß vom Strand entfernt.
Immerhin sind wir früh genug, um noch einen ganzen herrlichen Nachmittag dort zu verbringen und endlich schwimmen zu gehen. Jutta ist endlich am Ziel ihrer Träume, so wie Tigerente, die nicht eher Ruhe gab, bis sie in Panama ankam (Stimmt so nicht ganz, weil Panama ja überall ist!)
Zitat Jutta: "Und sie wälzte sich den ganzen Nachmittag wie eine Bekloppte im Sand. Völlig paniert ging sie dann nachhause"

Craigville Beach
Jutta war die erste




















Während ich gerade poste fragt mich ein Typ, was ich mache, "Stock Market?"
Ich verneine: "I don't need this thrill"
Er nickt verständnisvoll. Die Aktien stehen wohl nicht so gut.

Diesmal lese ich im Spiegel wirklich überraschendes. In einem Vergleich der politischen Rhetorik zwischen den USA und Deutschland fallen die deutschen Politreden durch.
Niemand traut sich, sich zu seinen Ansichten zu bekennen und Position zu beziehen. Es wird laviert und darum herum geredet. Interviews müssen autorisiert werden. Das gibt es bei den US-Politikern schon mal gar nicht. Was gesagt wird, ob holprig oder kantig, ob dumpf oder brilliant geht auch so raus, unplugged. Die Reden im Kongress oder Senat sind engagiert und drücken politische Überzeugungen aus.
Das Lob schließt ausdrücklich das politische System aus. Immerhin.
Den geistigen Wettkampf zwischen alter und neuer Welt zu beobachten, gewinnt eine andere Qualität, wenn man es aus der Neuen Welt betrachtet. Ein wenig fühle ich mich dann doch auch als Amerikaner angegriffen. Es fällt auch  aus der Distanz eine gewisse skeptische Grundierung der Europäer auf.




Dunkin' und Tanken

Das bleiben Problemzonen. Beim Tanken gelingt es mir bei Hess wieder einmal nicht, an der Zapfsäule mit der Kreditkarte zu bezahlen. Diesmal wird plötzlich und unerwartet ein Zipcode erwartet, den ich natürlich längst nicht mehr weiss. Ich werde aufgefordert die Kasse (cashier) aufzusuchen. Ich erwerbe dort wiederum mit Kreditkarte ein Guthaben von 30,-$, gehe zur Zapfsäule, worauf diese haargenau dieses Guthaben in Regular verwandelt und einfüllt. Jede Transaktion, jedes Bezahlen im Restaurant sind ein wenig verschieden. Das hält uns geezer (wer weiss noch, was es heisst?) fit Umgerechnet kostet der Liter derzeit etwa 0,70 €.

Beim Dunkin' Donut bekommen wir morgens das richtige mit unserer gebetsmässig vorgetragenen Formel: „Plain, with nothing in it“, richtig guten Espresso. Der Junge fragt uns verblüfft: „Where are You guys from?“ und erklärt uns, dass er kürzlich Wien und Salzburg besucht hat.
In Cape Cod wird es dann schwieriger, weil Jutta sich mit überforderten Mädels konfrontiert sieht.



Die Situation verbessert sich nicht, als sie „one shot“ statt „single shot“ bestellt. Nach dem Übergang zur Zeichensprache, um Mengen anzuzeigen, erhält sie aber schließlich einen perfekten riesigen Espresso mit erstaunlicher Crema.
Abends wird es dann aber mit ähnlichem Bestelltext ein großer Pott einfachen Kaffees.
Egal, es ist hier wunderschön, strahlendblauer Himmel und endlich richtiger Urlaub mit Abhängen.

Als die Sonne untergeht, fahren wir ins Zentrum von Hyannis. Der Hafen ist klein und beherbergt die Anlegestellen der Fähren nach Nantucket. Natürlich werden auch Autos verladen. Wir schrecken zusammen, als die Eagle markerschütternd das Horn zur Abfahrt bläst.
Auf der belebten Main Street setzt das Nachtleben ein. Zahlreiche Lokale laden ein und die Straße wird zum Laufsteg für den Autowahn. Oldtimer, Porsche, Muscle Cars aller Marken, Harleys, Klapperkisten, aus deren offenen Fenstern der Beat pumpt.
Ein JFK Museum ehrt die Familie, die hier in Hyannis ihren Stammsitz hat.
Besonders gespannt bin ich allerdings auf ein Denkmal, das dem Menschen gewidmet ist, der Ende des 17. Jahrhunderts das Gebiet der jetzigen Stadt für 2 Hosen und 20 britische Pfund an die Kolonisten verkauft hat. Wenn er die heutigen Immobilienpreise geahnt hätte.
Es handelt sich um den Native American Sachem Iyanno, aus dessen Name auch der jetzige Name der Stadt Hyannis abgeleitet ist. Was für ein Deal.


Wir essen an der Strasse und werden von Tatjana bedient, die auf meine Frage, woher sie stammt Weissrussland angibt. Die Muscheln sind großartig und das Defilee der bunten Karossen, aus denen manchmal die jungen Kennedys rausbrüllen, unterhält uns wie eine göttliche Komödie, Einzig Sachem Iyanno verzieht keine Miene seines stolzen bronzenen Gesichts.
Hyannis ist reich und keineswegs vergleichbar mit dem verzweifelten Hampton Beach von gestern, dafür aber teilweise frivol.


Hampton, Hampton Beach oder Arm und Reich

Mit einem kräftigen Regenguss spült uns die Sunapee Region nach Süden, dann nach Osten Richtung Meer. Essen unterwegs aus dem Supermarkt: Herrlich frisches Sushi und California Maki und endlich mal kein gebratenes Zeug. Insgesamt fahren wir etwa 3 Stunden.
In Hampton parken wir am Nordstrand und rasen ans Meer. Ein verhangener Himmel bei milden Temperaturen kann nicht die Freude am Atlantik vermiesen, der gegen eine Küstenlinie mit Sandstränden brandet, die gesäumt ist von bescheidenen bis prächtigen privaten (what else?) Häuschen mit eigenem Strandzugang.














Wir nutzen brav die wenigen öffentlichen Zugänge.
Ein paar Surfer warten vergeblich auf die Welle und paddeln geduldig durch die Dünung. Der Strand ist sauber, das Wasser eisig und nur wenige wagen sich zum Schwimmen hinein.
Auf einer Veranda sitzt eine Gruppe, rauchend, quatschend, Bier trinkend. Als ein paar Tropfen Regen fallen sind sie weg. Ich könnte stundenlang so durch den Sand gehen, würde da nicht die Parkuhr rufen.
Wir checken im Best Western in Hampton so gegen 4 p.m. ein und machen uns nochmal auf den Weg zum Strand, diesmal mit Badehose und Handtuch.

Hampton Beach liegt im Süden und ist der eigentliche Badestrand. Breit und sandig hat ihn die Ebbe freigegeben und immer noch strömt das Wasser durch Priele zum Meer. Es gibt sogar 2 Sanddünen, die allerdings z.T. mit Glasscherben übersät sind.Überlaufen ist es nicht gerade. Prächtige öffentliche Badeeinrichtungen stehen zur Verfügung mit wahren Luxusklos.
Jutta kann sich nicht zurückhalten und forografiert das Häuselinterieur. Den Weg zurück nehmen wir über den Boulevard und da erschließt sich die zweite Seite: Grindige Souvenirläden wechseln sich mit ebensolchen Spielhallen ab. Tätowierte sitzen mit Bier vor herabgekommenen Motels. Der ganze prächtige Strand gehört einem schwer mitgenommen wirkenden Publikum, das wie Zombies herumzieht. Polizei ist überall präsent, dezent im Hintergrund.
Wir setzen uns ins Auto und entfliehen dem Strand der Verzweifelten an der Küstenlinie entlang nach Rye, um irgendwo zu essen.
Dabei überqueren wir einen sozialen Äquator. Die Villen werden immer prächtiger, gepflegte Rasenflächen, adrette Gärten, englisch nobel, fast kleine Schlösschen. Während die Sonne langsam ins Land sinkt, ankern wir im fantastischen Ray's Seafood und lassen es uns gut gehen. Haddock ist Schellfisch und Clam Chowder ist eine  weisse Cremesuppe aus Venusmuscheln. Dazu ein Bud light, "cold beer on a Friday night" sozusagen.
Fish and Chips

















Die amerikanische Flagge weht hinter einer Plastikplane in ein rötliches Licht getaucht in der Abendbrise. Und sie weht für alle in diesem Land, auch die Verzweifelten, solange die es zulassen.
Und natürlich für uns.