Dienstag, 14. Juni 2011

Eastman Lake

Rückblende 12. Juni: After Commencement oder wie BMW in USA funktioniert.

Nach dem Commencement sind wir platt und treffen uns am See zum Lunch. Füße auf dem Tisch hängen wir ab und sind zum ersten Mal mit Stewart allein. Er nutzt die Gelegenheit, uns mit einer Anekdote aus seinem Leben zu beglücken, die alle andern längst kennen.
Als er 1961 einberufen wurde, ging es um den Vietnamkrieg. Keiner wollte da hin, weil der Krieg so hässlich und unpopulär war. 
Es wird in 2 Kategorien die Tauglichkeit geprüft: In technischen Dingen und eine Art von Intelligenztest.
Beim Intelligenztest, alles Multiple-Choice-Fragen erreicht Stewart den Höchststand, während er beim praktischen Test alles unterbietet, was es bisher gab, sodass er immerhin mit der grössten möglichen Diskrepanz zwischen Hirn und Geschicklichkeit einen neuen Rekord aufstellt.
Als ihn der Arzt wegen seines Rückens sofort für untauglich erklärt, fragt er ihn, warum er denn so geschwindelt habe beim praktischen Test, wo doch sein Rücken ein sicheres Ticket in die Freiheit sei.
Doch das hat er nicht und keinen einzigen Cableboy sollte man mit Reparaturen an Autos oder irgendwelchen Haushaltsgeräten betrauen. Sie werden das Ding garantiert völlig ruinieren, eine Mitgift der bereits ungeschickten aber hochintelligenten Vorfahren.

Und nun muss Stewart feststellen, dass sein Bi Emm Dabbeljuh einen Platten hat.
Nun ist es so, dass ein BMW-Reifen nicht einfach ein Reifen ist, er ist auch nie wirklich platt. Man kann damit weiterfahren, nur nicht so schnell. Was man nicht damit machen kann, ist zur nächsten Tankstelle zu fahren und das Ding flicken zu lassen. Und nun zeigt BMW-USA was sie für ihre erlesenen Kunden tun. Innerhalb einer Stunde ist ein Abschleppwagen da und schleppt den Wagen nach Boston.
Beeindruckt stehen wir am Fenster und schauen in den Regen. Die ganze Party zahlt BMW.

13. Juni: Boston

Wir checken aus dem Farmhouse Inn aus, nicht ohne ausgiebig zu quatschen und ohne ein Abschiedsfoto.
Es gibt ein Video, das auf der Farm im Winter gedreht wurde. Dazu gibt es die sogenannte Bluegrass Musik, die eine rein akustische Countryrichtung darstellt:






Am Nachmittag erreicht uns die Nachricht, dass der BMW repariert ist, d.h. 4 neue Reifen, nichts besonderes nach 4 Jahren.
Matt soll ihn abholen und vorläufig fahren. Dazu brechen wir zu Dritt nach Boston auf. Jutta bleibt alleine im Haus und begegnet, als sie die Mülltonnen holt, die geleert wurden, einer Maus.
Sie flieht, ohne angegeriffen zu werden und hat das Haus endlich für sich ganz allein.
Die Fahrt dauert etwa 2 Stunden und ich lerne ein paar neue Wörter:

In the boonies meint am Arsch der Welt oder in der Pampa, also wo wir her kommen.
Hicks sind diejenigen Bewohner der boonies, denen es an Bildung, gutem Benehmen, Kultur mangelt, also echte Landeier.
We meet at like 4 p.m. 
der Gebrauch von "like" in dieser Kombination erspart, zu sagen: I would say.
Wir treffen uns also sagen wir um 4 und meint studentische Unschärfe bei Zeitangaben.
Geezers sind alte Knacker und können from the boonies sein.

BMW Boston gleicht dem Pentagon, ist edel und riesig, die Werkstatt, ein Luxuskrankenhaus für die BMWehWehchen der Luxuskarossen.
Ein Chauffeur bringt den Wagen und Matt steigt ein.
Wir verbringen den Abend im Haus der Familie in Newton, einer gediegenen Suburb von Boston.
Ich geh laufen. Steward leiht mir Shirt und Shorts, Google Maps zeigt mir die Gegend. Ich zeichne eine Skizze der wichtigsten Straßen, denn ich möchte nicht irgendwo im Dunkeln bei den Bullen fragen, ob sie mich zurückbringen können.
Danach gibt es Essen vom Chinesen, Alle Jungs sitzen vor dem Megascreen und ziehen sich ein Eishockeymatch rein. Ich ziehe die Küche vor und interessante Gespräche mit Stefanie und Franzi über dies und das. Ein aufregendes Thema ist die Religion, insbesondere in der Ausprägung des gefährlich bekehrten Freundes von Matt, der immer mal wieder zu Besuch kommt.
Zutiefst ist sein Kopf von Gott bewohnt und bewirtschaftet. In unserer Gegenwart ist nichts davon zu bemerken. Entweder hält er uns für hoffnungslose Fälle oder irgendein Taburiegel hindert ihn, seine engsten Freunde mit religiösem Zeug zu bekleckern.
Stefanie versteht nicht, wie sich wissenschaftliche Betätigung und religiöse Überzeugung unter einen Hut bringen lassen. Ich meine, für ein Göttchen ist in jedem wissenschaftlichen Setting ein Plätzchen.
Gib mir einen String und ich finde ein göttliches Schwingungsmuster.
Es ist ein toller Abend in einer aufregenden Familie.
Als ich um halb Neun aufwache im Zimmer von Zac, dem Ältesten, lese ich meine Mails.
Jutta hat in der Nacht einen Horrorfilm geschaut, indem Charlize Theron in einem Appartement allein ist und verrückt wird, vielleicht nicht die beste Wahl.
Ich frühstücke mit dem Haushund und wir brechen um halb Elf auf nach Norden zu Jutta ins Haus, um das Schlimmste zu verhindern.

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