In der Scheune wohnen ein nettes Pferdchen, zahlreiche Hühner, Katzen, keine Kühe mehr, dafür der hellgelbe Ford Mustang, mit dem Tory hin und wieder ausreitet. Er ist so etwa 10 Jahre jünger als ich und das sieht man ihm an. Ich darf ihn aus der Scheune fahren. Der zarte Zündschlüssel lässt das Untier zum Leben erwachen. Mit etwas Gas röhrt die Maschine anfangs etwas unwillig aber wunderschön. Voller Ehrfurcht lausche ich dem Sound amerikanischer Autobaukunst, als begrenzte Rohstoffe und die Umwelt noch kein Thema waren. Die Lust der Verschwendung in dieser verführerischen animalischen Ausführung.
Um die Scheune nicht platt zu machen, überlasse ich es Tory, rückwärts einzuparken.
Eine Besonderheit der Scheune ist der eingebaute Holzsilo. Meistens stehen die Silos neben der Scheune. In den langen schneereichen Wintern rutschen dann die Schneemassen von den riesigen Dachflächen herunter und verschütten die Zugänge zu den Silos.
Die Dimensionen im Inneren sind beeindruckend und ich sehe die Robinsons ihren Kuhstall ausmisten und aus dem Fenster in den Hof schauen. Sie haben keine Zeit, sich vorzustellen, was mal aus ihrer Scheune wird. Sie leben ihr hartes Farmerleben.
Der Boden im ehemaligen Kuhstall ist von Urin zerfressen und die tragende Struktur braucht Unterstützung durch eingeschobene Balken. Das machen Tory und Barry selbst, würden sich aber über helfende Hände jederzeit freuen. Wer fühlt sich angesprochen? Es winkt ein Urlaub am Bauernhof.
Eine weitere kleine Scheune dient Veranstaltungen.
Wir plaudern über den Unterschied zwischen Besitzen und Benutzen. "Sharing" ist der Schlüssel. Dieses Ensemble ist so prächtig, dass es einen Einzelnen überfordert.
Nur Dagobert Duck fühlt sich wohl beim einsamen Bad in seinem Geldspeicher. Hier fällt mir auch der Eastman Lake ein in seiner Schönheit und wie schade es ist, dass nicht mehr davon etwas haben.
Barry hat mir eine Karte ausgedruckt, die uns helfen soll, die Gegend ein wenig zu erkunden. Tory trägt in die Karte die Stellen ein, wo der üble Sheriff von Bridgewater lauern könnte. Jedoch, meint sie einschränkend, wenn er dich kriegen will, kriegt er dich.
Inzwischen treffen neue Gäste ein. Zum Wochenende ist alles ausgebucht.
Beim Frühstück lernen wir ein Paar aus Kalifornien kennen, die ebenfalls wegen der Graduation hier sind. Sie quetschen uns Exoten aus, bis ich den Spiess umdrehe. Schließlich sind sie die Exoten.
Wir kommen doch aus Österreich.
Man kann überall durch die Hügel mit dem Auto fahren, wenn auch z.T. auf Schotterpisten, weil überall meist schmucke Häuschen im Wald versteckt sind. Dick gegen Insekten aller stechenden Art eingesprüht verlassen wir unser Auto und wandern den Weg weiter.
Ein Elektromobil steht in einer gepflegten Gartenanlage. Aus der Blumenpracht ragt das Gesäß der Besitzerin. Kein Elch, aber irgendwas Dachsartiges wackelt ins Gebüsch. Hin und wieder rast ein Pickup an uns vorbei und wir werden vorsorglich gewarnt, nichts falsches zu tun.
Und dabei hatte ich mich so auf das Fallen stellen gefreut.
Mein Wortschatz im Amerikanischen wächst:
Bugbites sind Gelsenstiche und wenn es juckt, dann kratzt man: If it is itching, I am scratching.
Die Tour endet wie so oft in einem Privatbesitz, der Overlook Farm. Tatsächlich gibt es ein zumindest partielles Panorama, weit in dieses unendliche Hügelland der Appalachen hinein, so grün, so wild, von menschlicher Nutzung kaum was zu sehen.
Aus tiefer Verbundenheit zum Farmland Inn, entsteht eine bäuerliche Version von "Chicken Fried", vielleicht die endgültige:
http://www.youtube.com/watch?v=VTkl_1bqB4M
Tory und Barry sind zutiefst bewegt.
Endlich ist es soweit. Wir treffen uns um 18.00 Uhr mit unseren Anwälten. Die Eltern von Matt sind solche und Treffpunkt ist das Simon Pears, ein erlesenes Restaurant, das ein unternehmerischer Geist auf eine Glasbläserei gebaut hat. Die Idee: Gut essen, dann Shoppen im Giftshop, natürlich Glas. Mittlerweile hat Simon Filialen.
Nach einem Toast unserer Gastgeber stoßen wir an und das Dinner beginnt.
Etwas überfordert folge ich den eloquenten Gastgebern mitsamt ihren 3 prächtigen Söhnen. Unsere Tochter erstrahlt wie eine Prinzessin und zarte Pflänzchen gegenseitigen Kennenlernens keimen.
Die Klimaanlage rauscht beängstigend und das bei riesigen geöffneten Fensterflächen.
Ein Irrtum, wie ich erst nach einiger Zeit feststellen muss: Das Restaurant sitzt direkt über den tosenden Elementen eines Wasserfalles. Ich werde gebeten, den Rotwein auszuwählen und bitte um "Sinnfändel",
Stewart und Stefanie |
Cole, Zac und Matt |
Franzinator |
weisse Hosen |
Die Klimaanlage und ich |
Um 21.00 verabschieden wir uns vorläufig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen