Sonntag, 12. Juni 2011

Commencement

Gestern begann das Programm um 10.00 Uhr in einer riesigen Mehrzwecksporthalle mit einer Feier für die Klasse von 2011 und einigen Ehrungen für außergewöhnliche Leistungen. Es ist heiß drinnen, kübelt draußen und zu Beginn rasen 2 Feuerwehrtrucks über die Straße vor der Halle. Globale Elternschaften drängen sich auf provisorischen Tribünen, die Klasse (so um die 1000 Studenten) sitzen am Boden.
Es folgen Reden des Klassenvertreters, der Professoren, des Präsidenten, die Ehrungen.
Franzi wird wegen ihrer Note 3.99 geehrt (salutorian). 2 haben die 4.0 erreicht (valedictorian).
Als ich vom Fotografieren (katastrophales Ergebnis) zurückkomme, fragt mich ein Mann, ob das meine Tochter sei. Er gratuliert mir und fragt, welches Miststück ihr ein A-minus verpasst hat. So läuft das hier, alle freuen sich über die Leistungen aller. Irgendwie beeindruckend.

Anschließend begehen wir den Fehler, einigen Kommilitonen zu gratulieren, was zu einer fühlbaren Verstimmung führt. Gratuliert wird erst morgen. Heute steht ausschließlich die eigene Tochter zur Gratulation zur Verfügung, ist das klar?
Wir lernen im Russenhaus 2 Professorinnen kennen, die Franzi nicht mehr hergeben wollen. Auch wir wollten das nicht.
Links: Emilie







Es regnet immer noch.
In Norwich, ein paar Kilometer von Hanover kaufen wir Rotwein von Hillinger und eine Beerenauslese aus Illmitz.
Bei Wal Mart Blumen für unsere Gastgeberin.
Um 16.00 Uhr ist Dinner im Haus am See, eigentlich als Gartenparty konzipiert. Eine Cateringfirma sorgt für das leibliche Wohl. Bitte keine Begegnung mehr mit Lobstern.
Dafür mit Debbie, Laura, Andy und Scott. Emilie ist mit ihrer Familie da, Eltern, Großeltern. Vor 3 Jahren hat sie uns in Zurndorf besucht. Alle wirken selbstbewusster und entspannt.
Nach dem Dinner gehen die meisten und wie auf ein geheimes Zeichen strecken die Verbliebenen ihre Beine aus auf die Tische und zeigen Socken.

Nicht zu spät brechen wir nach Woodstock auf und verfahren uns heillos und hirnlos im Dschungel von Interstate 89 und 91 und kommen erst nach mehr als einer Stunde im Farmland Inn an.

12. Day of Commencement

Die spannende Frage lautet: Wird es schütten?
Dafür sind wir mit Regenponchos gerüstet, lustig wäre es auf keinen Fall, 4 Stunden auf der feuchten Wiese auszuhalten. Natürlich wird es mit der Zeit knapp, weil die Anfahrt und der Andrang gewaltig sein werden. Am Ortsrand gibt es ein Commencement Parking, das den Stress eines Staus nimmt, dafür aber einen viertelstündigen Fussweg beschert in Schuhen, die repräsentativ sein sollen, nicht zum Wandern. Der Himmel grau verhangen, hält dich. Als würde in einer dünnen Plastikhaut ein Ozean über uns schweben. Die Ehrung von Franzi beschert uns exclusive Sitzplätze kurz hinter den Reihen der class of 2011, also kein Gerangel um Plätze. Scott und Stefanie sind unsere Nachbarn und Guides bei der Zeremonie. Der Pomp haut rein, Gänsehaut, Hogwarts. Ich warte auf Dumbledore. Er kommt, gefolgt von seinen Dekanen, Professoren in prächtigen Roben.
Die Farben sind ein Code für die School. Rot ist Harvard.

George Bush sen. und Gattin sitzen auf dem Podium neben anderen Ehrengästen und Präsidenten von Dartmouth Jim Yong Kim alias Stinky Pete, wie wir nachher in der Rede von Conan O'Brian erfahren werden. Alle sdreht sich natürlich um die Graduations und hunderte Elternpaare warten gespannt darauf, den Namen ihres Nachwuchses zu sehen und versagen dann reihenweise, davon ein Foto zu schießen.
Auch die beiden Valedictorians dürfen reden. Das sind die mit dem Notenschnitt von 4.0, eine gewaltige Ehre. Zur Vorbereitung haben sie etwa 2 Tage Zeit, es sei denn, sie hätten von Anfang an darauf hingearbeitet und die Rede innerhalb der gesamten Studienzeit verfasst. Franzi und Matt finden die beiden ziemlich anstrengend.
Alle fiebrn der Rede von Conan entgegen, ein gewaltiger Star in Amerika, vielleicht vergleichbar mit Harald Schmidt.
Es ist verdammt schwer, den Reden zu folgen. Daran kann auch die Untertitelung auf englisch wenig ändern, weil sie voller Fehler ist. Dafür gibt es alles zum Nachlesen, bitte mal ausprobieren:
Die Rede ist rotzfrech und ein toller Kontrastpunkt und der Kerl versteht sein Handwerk. Das Publikum lacht Tränen. Bei der Ehrung Bushs halten einige Studenten Protestplakate hoch, was mit einem kollektiven Aufstehen und demonstrativen Applaus für den Ex-Präsidenten beantwortet wird.

Dann endlich die Graduations. Abwechselnd lesen 2 Studenten die Namen der Nächsten, sodass ein flotter Takt entsteht. Dennoch wird es fast eine Stunde. Durch das blöde Knipsen verpasse ich die simple Wahrnehmung meiner Tochter und das Foto, naja. Wo ist sie?
Dann endlich:

Immer wieder werden Hüte entwendet





Und nun die Vorstellung, das ganze würde in Deutschland oder Europa stattfinden. Schwer vorstellbar. Denn da leben Wissenschaft und Forschung und deren Institutionen versteckt vor der Gesellschaft. Die Studenten dürfen zwar ihre Städte prägen, Studentenkneipen geben  so mancher Altstadt den besonderen Reiz. Aber die Leistungen werden unter die Tische geschoben, auf denen der bummelstudent verkauft wird mit seinem Lotterleben. Auch hier wird gesoffen und Marihuana und Haschisch geraucht. Auch hier wird die Sau rausgelassen, aber am Ende feiern Alle eine große Party und zeigen Allen, die es geschafft haben, dass sie großartig sind.
Es hat nicht geregnet, allerdings auch wieder mal kein Elch, ausser Conan.
Ich bin froh, dabei gewesen zu sein, bei dieser Initiation und gratuliere Vielen, die ich mittlerweile kenne und die uns z.T. in Zurndorf besucht und mit uns Zeit verbracht haben: Emilie,aus Princeton, Long aus Shanghai, Robin aus Mexiko mit Vorfahren aus dem Schwarzwald und Val vom Schwarzen Meer, Bulgarien.
Und ich freue mich mit ihnen.

Sha Long

http://now.dartmouth.edu/2011/06/class-of-2011-honors-two-valedictorians-three-salutatorians/
http://articles.boston.com/2011-06-12/news/29650693_1_valedictorians-dartmouth-college-salutatorians
unser eigenes Filmchen:


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